Mers-Ausbruch: Südkorea schließt vorsorglich 2000 Schulen

Das Mers-Virus wurde erstmals 2012 in Saudi-Arabien nachgewiesen. Der Erreger wurde nach bisheriger Erkenntnis seit vielen Jahren unerkannt von Kamelen auf Menschen übertragen.
Das Mers-Virus wurde erstmals 2012 in Saudi-Arabien nachgewiesen. Der Erreger wurde nach bisheriger Erkenntnis seit vielen Jahren unerkannt von Kamelen auf Menschen übertragen. (c) APA/EPA/YONHAP (YONHAP)
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Bereits sieben Menschen sind seit dem Ausbruch vor zwei Wochen an der ansteckenden Atemwegserkrankung gestorben. Die Zahl der Neuinfektionen ist so hoch wie nie.

Fast drei Wochen nach dem Ausbruch von Mers in Südkorea sieht die Regierung den Kampf gegen die Atemwegserkrankung an einem kritischen Punkt. "Diese Woche ist voraussichtlich entscheidend für die Bekämpfung von Mers", sagte der geschäftsführende Premierminister Choi Kyung Hwan am Dienstag bei der täglichen Krisensitzung der Behörden. Das Gesundheitsministerium meldete den siebenten Todesfall. Außerdem war die Zahl der Neuinfektionen so hoch wie nie: 23 neue Fälle wurden an einem Tag gemeldet.

Beim bisher größten Mers-Ausbruch außerhalb Saudi-Arabiens stieg die Zahl der Patienten auf 95. Bisher beschränkten sich die Fälle auf Mitarbeiter und Patienten von Krankenhäusern sowie auf deren Angehörige. Der bisher jüngste Patient ist ein 16-Jähriger; es ist der erste Teenager, der sich mit dem Mers-Virus infizierte.

Die Sorgen der Bürger, dass der Mers-Ausbruch sich negativ auf die Wirtschaft und den Alltag auswirke, nähmen zu, sagte Choi. Die Regierung werde daher alle möglichen Gegenmaßnahmen mit der Entschlossenheit ergreifen, die Verbreitung des Virus möglichst in dieser Woche einzudämmen. Bei dem jüngsten Todesopfer handelt es sich den Angaben zufolge um eine 68-jährige Frau, die sich während eines Spitalsaufenthalts in Seoul bei einem Mers-Patienten angesteckt habe. Bei allen bisherigen Todesfällen waren Patienten mit Vorerkrankungen betroffen.

2500 Menschen unter Quarantäne 

Als Vorsichtsmaßnahme gegen eine weitere Ausbreitung wurden in Südkorea Hunderte Veranstaltungen abgesagt und rund 2000 Schulen, vornehmlich in der Hauptstadt Seoul und Umgebung, vorübergehend geschlossen. Theater und Kinos verzeichneten drastische Einbrüche beim Ticketverkauf, in Kaufhäusern ging die Zahl der Kunden merklich zurück.

2500 Menschen wurden unter Quarantäne gestellt. Um sicher zu gehen, dass sie ihre Wohnung nicht verlassen, will Südkoreas Regierung nun ihre Handys orten. Nach Kritik an ihrer anfänglichen Reaktion auf den Ausbruch der Krankheiten kündigte die Regierung inzwischen umfassende Maßnahmen an, um eine Verbreitung zu verhindern.

Nachbarländer zunehmend beunruhigt

Auch die benachbarten Länder sind wegen des Mers-Ausbruchs in Südkorea zunehmend beunruhigt. Die Gesundheitsbehörden in Hongkong riefen die Bürger dazu auf, auf nicht zwingend nötige Reisen nach Südkorea zu verzichten. Tausende geplante Reisen aus der Region nach Südkorea, vor allem aus China, wurden bereits storniert.

Ein achtköpfiges Expertenteam der Weltgesundheitsorganisation (WHO) begann mit den südkoreanischen Behörden mehrtägige Untersuchungen zu dem Ausbruch. Bis zum 5. Juni waren bei der WHO 1.190 bestätigte Mers-Fälle erfasst, mindestens 444 der Patienten starben.

Mers-Virus: Potenzial für Pandemie?

Bei dem Mers-Virus handelt sich um einen seit 2012 bekannten neuen Stamm aus der Gruppe der Coronaviren. Die Erkrankung geht häufig mit grippeähnlichen Beschwerden einher wie Fieber, Husten und Kurzatmigkeit. Bei schweren Verläufen kann sich eine Lungenentzündung entwickeln, auch kann es zu Nierenversagen kommen.

Allerdings ist Mers nicht so leicht zwischen Menschen übertragbar wie etwa die Atemwegsinfektion Sars. Experten rechnen daher nicht mit einem "massiven Ausbruch" der Krankheit, wie der Mikrobiologe Ho Pak Leung von der Universität Hongkong sagte. Es werde wohl bei einer "fortdauernden Übertragung auf niedrigem Niveau" bleiben.

Die meisten Mers-Erkrankungen treten auf der arabischen Halbinsel und dort vor allem in Saudi-Arabien auf. Weltweit sind insgesamt mehr als 20 Länder betroffen. In Gebieten außerhalb der arabischen Halbinsel handelte es sich meist um eingeschleppte Infektionen.

(APA/AFP)

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