Mehrere Wochen hielten zwei US-Gefängnisausbrecher Bevölkerung und Polizei im Bundesstaat New York in Atem - doch frühere Fluchtversuche ihrer "Kollegen" stehen dem um nichts nach.
03.07.2015 um 17:16
"Have a nice day." Mit diesem Notizzettel verabschiedeten sich die beiden Schwerverbrecher Richard Matt und David Sweat Anfang Juni aus einem Hochsicherheitsgefängnis im Bundesstaat New York - und flohen durch die Kanalisation in die Freiheit. Mit Menschenattrappen aus T-Shirts und der Hilfe von zwei Gefängnisangestellten konnten die beiden Männer die Wärter austricksen. Nach drei Wochen wurden die Flüchtigen ein paar Kilometer vom Gefängnis entfernt entdeckt, einer von ihnen erschossen.
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Es galt als das ausbruchssicherste Gefängnis der USA. Dennoch gelang Frank Lee Morris gemeinsam mit den Brüdern Clarence und John Anglin 1962 der Ausbruch aus dem Hochsicherheitsgefängnis auf der Felseninsel in der Bucht von San Francisco. Mit Löffeln und einem improvisierten Bohrer gruben sie sich durch dicke Betonwände einen Weg durch Belüftungsschächte in einen Korridor. Auf einem Floß aus Gummiregenmänteln machte sich die Bande auf den Weg zum Festland. Die Flüchtigen wurden nie gefasst.
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Berühmtberüchtig war auch das nordirische Hochsicherheitsgefängnis Maze westlich von Belfast. Mehrmals versuchten Häftlinge, aus der Anstalt zu fliehen, bevor sie 2000 geschlossen wurde. Der wohl spektakulärste Fall ereignete sich 1983, als 38 Mitglieder der paramilitärischen Irish Republican Army (IRA) Reißaus nahmen: Mit geschmuggelten Waffen kidnappten sie einen Essenstransporter und bahnten sich damit ihren Weg aus dem Gefängnis. Auf ihrem Weg töteten sie vier Wärter. 19 der Häftlinge wurden später gefasst, die übrigen konnten entkommen.
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Weitaus durchdachter war da schon die Flucht der Ausbrecherbande "Texas Seven" im Jahr 2000. Die sieben Insassen eines Gefängnisses in Südtexas überwältigten 17 Aufseher. Sie nahmen deren Kleidung und Kreditkarten, fesselten sie und sperrten sie ein. Mit den falschen Identitäten gelang es der Gruppe, einen Gefängnislaster zu stehlen und zu fliehen. Über einen Monat trieb die Bande in Texas ihr Unwesen und erbeutete umgerechnet 61.000 Euro.
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Es sollte als der größte Gefängnisausbruch in die Geschichte Brasiliens eingehen. Dennoch war der schlammige Fluchtversuch nicht für alle Häftlinge erfolgreich: Gar 84 Männer gruben sich 2003 ihren Weg aus einer Haftanstalt im ostbrasilianischen Joao Pessoa. Sie bauten einen an die 40 Meter langen und 1,7 Meter tiefen Tunnel, der von ihrer Zelle unter zwei Gebäuden und einer Mauer hinweg führte. Auf der anderen Seite angekommen, flohen die Häftlinge in Taxis, die sie zuvor bestellt hatten. Schon bald nach der Flucht konnte die Hälfte der flüchtigen Insassen schlammverschmiert gefasst werden.
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Nicht unter sondern über der Erde türmte der Franzose Pascal Payet - und das gleich mehrmals. Zuletzt brach er 2007 aus einer Haftanstalt im südfranzösischen Grasse aus: Vier Männer entführten einen Helikopter aus Cannes, landeten damit auf dem Gefängnisdach und befreiten Payet mit Pistolen und Schrotflinten aus seiner Einzelzelle. Lange währte seine Freiheit nicht: Nach rund zwei Monaten wurde er in Spanien gefasst.
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Filmreich waren auch die fünf gewaltlosen Gefängnisausbrüche des Trickbetrügers Steven Jay Russel. Am gefinkeltsten war seine Flucht aus einem Gefängnis in Houston. Durch die Einnahme von Abführmitteln gelang es ihm, Aids-Symptome vorzuspielen. Danach fälschte er ein Dokument, das ihm Aids attestierte. Nachdem er ins Krankenhaus eingeliefert wurde, spielte er einen Arzt und informierte die Strafanstalt über seinen angeblichen Tod. Kurze Zeit später wurde er jedoch wieder gefangen und zu 144 Jahren Haft verurteilt. (Symbolfoto)
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So frei wie diese Joggerin vor dem Berliner Untersuchungsgefängnis Moabit zu laufen, haben sich wohl auch Metin Müslu und Ulrich Ziegler gewünscht, bevor sie im Juni 2014 aus dem Gefängnis flohen. Und das ziemlich altmodisch: Sie zersägten die Gitterstäbe ihrer Zelle, seilten sich mit Handtüchern und Leintüchern von ihrem Fenster ab und überwanden zuletzt noch eine meterhohe Mauer sowie einen Drahtzaun. Die sportliche Leistung machte sich aber nicht lange bezahlt. Beide wurden nach ein paar Wochen wieder gefasst.
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Aber auch Österreich kann auf ein paar spannende Ausbrüche zurückblicken. Am originellsten war die Flucht von Ivan Ivanov, dem Anführer einer Fälscherbande, im Jahr 2005: Ein als Anwalt verkleiderter Mann übergab Ivanov bei einer vorgeblichen Besprechung Anzug, Schuhe und Brille. Nach dem Kleiderwechsel verließen beide seelenruhig und unbehelligt die Justizanstalt. Dass es soweit kommen konnte, hatte ein Wiener Rechtsanwalt ermöglicht. Er hatte dem eigentlichen Fluchthelfer seinen Anwaltsausweis überlassen, den der Kriminelle daraufhin fälschte. Ivanov selbst konnte schließlich in einem bulgarischen Bergdorf gefasst werden.
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"Most Wanted" heißt es auf der Homepage des Bundeskriminalamtes. Denn Tibor Foco ist seit seinem Ausbruch vor 20 Jahren auf der Flucht. Der wegen Mordes an einer Prostituierten Angeklagte beteuerte stets seine Unschuld. Bei einem Haftausgang an die Uni Linz gelang Foco am 27. April 1995 die Flucht durch ein Toilettenfenster. Mit einem Motorrad, das ihm Fluchthelfer bereitgestellt hatten, fuhr er in die Freiheit und wurde seither nicht mehr gesehen.
APA
Die spektakulärsten Gefängnisausbrüche
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