Startup plant Sternschnuppen auf Bestellung

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epaselect MYANMAR LYRID METEOR SHOWERAPA/EPA/LYNN BO BO
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Japanische Raumfahrtexperten wollen "ganze Schauer von Sternschnuppen" künstlich erzeugen. Billig wird das allerdings nicht.

Ein Sternschnuppenschauer zum Geburtstag? Das japanische Start-up ALE will solche Wünsche in naher Zukunft erfüllen. Denn die Raumfahrtexperten planen, Sternschnuppen auf Bestellung zu produzieren und damit nächtliche Lichtshows ins Weltall zu zaubern. ALE will einen Mikrosatelliten ins All schießen, der nach Angaben von Geschäftsführerin Lena Okajima zur gewünschten Zeit am gewünschten Ort Sternschnuppen ausstößt. "Ich denke an ganze Schauer von Sternschnuppen - das ist in der Natur selten", sagt die promovierte Astronomin. "Es ist künstlich, doch ich möchte wunderschöne erzeugen, die die Zuschauer begeistern."

Zusammen mit Ingenieuren und Wissenschaftlern entwickelt die Firma zurzeit einen Satelliten, der in 400 bis 500 Kilometer Höhe die Erde umkreisen und Dutzende Bälle mit einem Durchmesser von ein paar Zentimetern in die Atmosphäre schleudern soll. Woraus die Bällchen bestehen, will die Firma nicht preisgeben. Mit sieben bis acht Kilometern pro Sekunde sollen diese dann durchs All ziehen und hell leuchten, sobald sie mit Luftmolekülen in Kontakt kommen. Zum Vergleich: Echte Sternschnuppen aus Planetenmaterie rasen mit bis zu 80 Kilometern pro Sekunde durch die Atmosphäre.

Farbe kann variiert werden

Je nach Zusammensetzung kann Okajima zufolge sogar die Farbe jedes einzelnen Feuerstreifens variiert werden. Mehrere Sekunden sollen die Kunststerne leuchten, bevor sie komplett verglühen - lange bevor sie eine Gefahr für die Erde darstellen. Zwar werde irgendwann der Reiz künstlicher Sternschnuppen verblassen, glaubt Okajima. Doch dann könnte das Feuerwerk im Weltall mit Events am Boden verknüpft werden: "Den Himmel zum Bildschirm zu machen ist die größte Attraktion dieses Projekts. Es ist eine Show im Weltraum."

Diese hätte ihren Preis: Da die Firma umgerechnet 80 Millionen Euro Kosten für Entwicklung und Platzierung des Mikrosatelliten einspielen will, kostet jeder Meteor rund 7500 Euro. Die Lebensdauer des Flugkörpers - ein Würfel mit 50 Zentimetern Kantenlänge - ist nach Einschätzung von Raumfahrtingenieur Takeo Watanabe von der Universität von Teikyo kurz: Nach nur wenigen Monaten werde er in die Erdatmosphäre eintreten und verglühen.

Doch bis dahin könnten die künstlichen Sterne sogar die nächtliche Lichtverschmutzung der Metropole Tokio überstrahlen, wie Shinsuke Abe, Dozent für Raumfahrttechnik an der Nihon-Universität, bei Tests herausfand. Voraussetzung ist, dass keine Wolken das Spektakel verdecken. Daher kann die Freisetzung der Sternschnuppen bis 100 Minuten vorher gestoppt werden, etwa wenn schlechtes Wetter aufzieht.

Hoffen auf wissenschaftlichen Nutzen

Hironori Sahara, Dozent für Raumfahrttechnik an der Metropolischen Universität Tokio, hofft auf wissenschaftlichen Nutzen. Denn der Raum rund 60 Kilometer über der Erdoberfläche, wo die künstlichen Sterne leuchten sollen, sei schwierig zu untersuchen: Für Ballons ist dies zu hoch, für Beobachtungssatelliten zu tief. Wenn Wissenschafter am Boden nun genau wissen, wann und wo Meteore erscheinen, könnten sie genauere Messungen vornehmen: Analysen von Licht und Schweif der Sternschnuppen ermöglichten Erkenntnisse über Temperatur und Dichte der verschiedenen Atmosphärenschichten, sagt Sahara.

Die Finanzierung will Okajima übers Internet stemmen. Dabei soll das Geld von Millionären und Forscherteams kommen, von großen Konzernen oder Gruppen von Amüsierwilligen, wie sie hofft: "Wir glauben, es gibt Leute, die Geld zur Verfügung stellen für eine Weltneuheit, die auch wissenschaftliche Bedeutung hat."

(APA/AFP)

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