Löwenbabys: Vom Flüchtlingslager ins Raubtiergehege

Schwerer Abschied von Max und Mona.
Schwerer Abschied von Max und Mona.REUTERS
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In einem Flüchtlingslager in Gaza zog der sechsfache Vater die beiden Löwenbabys auf. Nach sieben Monaten wurden die Tiere zu gefährlich - sie wurden nach Jordanien transportiert.

Es war ein schwerer Abschied für Saadi Dschamal. "Wir sind sehr traurig. Max und Mona waren wie Kinder für uns", sagt der sechsfache Familienvater. Ein Monat alt waren das Geschwisterpaar, als er sie im Jänner einem örtlichen Zoo abkaufte. Nach einem halben Jahr musste der Beamte des palästinensischen Sicherheitsdienstes seine beiden "Haustiere" nun verabschieden. Unter Vermittlung der Tierschutzorganisation "Vier Pfoten" sollen sie nun in einem Raubtiergehege in Jordanien ein neues Zuhause finden.

Dschamal hatte die Löwen gekauft, da der Zoo im palästinensischen Rafah, der bei den Kämpfen zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas vergangenes Jahr zerstört worden war, sich die Verpflegung der Tiere nicht mehr leisten hätte können. So beschloss Dschamal die Löwenbabys bei sich zu Hause aufzunehmen - gemeinsam mit seinen sechs Kindern und seiner Frau in einer Einzimmer-Wohnung im Flüchtlingslager am Südrand des Gazastreifens.

Teure Haustiere: 30 Euro Kosten pro Tag

Mona und Max waren nicht nur zu gefährlich geworden, auch Dschamal wurde ihre Versorgung nach sechs Monaten schlichtweg zu teuer. Die beiden Raubtiere, ein Männchen und ein Weibchen, hätten ihn am Ende rund 30 Euro Futter pro Tag gekostet. Denn auch schon im zarten Alter von zwei Monaten hätten die beiden Löwenbabys rund ein Kilo Fleisch pro Tag verdrückt.

Dabei waren die Löwengeschwister schon bald Starattraktionen am palästinensischen Küstenstreifen: Nicht nur Dschamals Kinder und Enkel spielten mit den Tieren. Dschamal führte Max und Mona auch in Parks oder zum Strand, wo mutige Kinder, die Löwen streicheln durften.

40 weitere Raubkatzen in Gaza vermutet

Die Jungen waren vermutlich Nachkommen eines Löwenpaars, das durch die Schmugglertunnel aus Ägypten in den Gazastreifen gebracht wurde. Bevor diese Bauten weitgehend zerstört wurden, waren auch viele weitere Wildtiere für Zoos und Privatleute in das isolierte und an Attraktionen arme Gebiet geschleust worden. Im September hatte "Vier Pfoten" bereits drei Löwen aus dem im Krieg stark zerbombten Al-Bisan-Zoo von Gaza nach Jordanien gebracht. Der Transfer muss jeweils mit dem israelischen Verteidigungsministerium koordiniert werden.

Derzeit sollen geschätzt noch rund 40 weitere Raubkatzen im Gazastreifen leben. Dschamal hofft, von Israel die schwer zu erlangende Erlaubnis zu bekommen, Max und Mona eines Tages in Jordanien besuchen zu dürfen.

(APA/AFP/maka)

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