Schlepper versenkten Arzneien: Flüchtlingskind starb

Früchtlingslage
FrüchtlingslageAPA (DIE GRÜNEN/CHRISTIAN BRUNA)
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Der Fall eines toten Flüchtlingsmädchen sorgt auf Sizilien für Entsetzen. Das Kind musste sterben, weil Schlepper ihr Insulin ins Meer warfen. In Rom kam es unterdessen zu gewalttätigen Protesten rechtsextremer Gruppen.

Ein an Diabetes leidendes syrisches Mädchen soll bei der Seefahrt von Libyen nach Sizilien gestorben sein, weil die Schlepper vor der Abfahrt den Rucksack mit dem Insulin ins Meer geworfen haben, das das Kind am Leben hielt. Dies erzählte der überlebende Vater der italienischen Polizei nach der Landung in der sizilianischen Stadt Syrakus, wie italienische Medien am Freitag berichteten.

Das zehnjährige Mädchen war mit den Eltern und Geschwistern in Libyen in ein Flüchtlingsboot eingestiegen. Der Vater protestierte gegen die Schlepper, die der Tochter den Rucksack mit den Medikamenten weggenommen hatten. Daraufhin warfen die Schlepper den Rucksack ins Meer. Während der Fahrt mit circa 320 Migranten fiel das Mädchen ins Koma und starb. Der Vater musste die Leiche des Kindes ins Wasser werfen.

Der Fall sorgte für Entsetzen auf Sizilien, wo auch am Freitag hunderte Migranten eingetroffen sind. 82.464 Menschen sind nach Fahrten über das Mittelmeer seit Anfang 2015 in Italien eingetroffen. Das sind neun Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2014, als 76.634 Ankünfte gemeldet worden waren, geht aus Angaben des italienischen Innenministers hervor. Im Gesamtjahr 2014 waren 170.000 Migranten in Italien eingetroffen. Die italienische Regierung rechnet bis Ende 2015 mit der Ankunft von 200.000 Personen.

Proteste gegen Flüchtlinge in Italien

Bei gewalttätigen Protesten gegen die Unterbringung von Flüchtlingen sind in Italien unterdessen mehrere Menschen verletzt worden. Bei Auseinandersetzungen zwischen Anrainer und rechtsextremen Gruppen sowie Polizisten in einem Außenbezirk von Rom erlitten am Freitag 14 Beamte Verletzungen, wie die Polizei mitteilte. Die Demonstranten hatten die Zufahrt zu einer ehemaligen Schule blockiert, die zu einem Heim für etwa 100 Migranten werden soll. Auch in Quinto di Treviso nördlich von Venedig gab es Proteste gegen die Ankunft von Migranten.

In Rom erreichte trotz der Proteste und Blockaden ein Bus mit etwa 20 Migranten die ehemalige Schule. Die Demonstranten schrien den Menschen Hassparolen und Beleidigungen entgegen, warfen mit Steinen Stühlen und Flaschen. Eine neofaschistische Gruppe hatte sich den Protesten angeschlossen. Laut Polizei wurden zwei Menschen festgenommen, 15 weitere Randalierer identifiziert. Die Stadt erklärte, sie werde die Straßenblockade auflösen. Die Migranten sollten weiterhin in der ehemaligen Schule untergebracht werden. "Wir machen keinen Schritt zurück", sagte der Präfekt Franco Gabrielli.

(APA/dpa)

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