USA: Teenager-Mörder werden entlassen

(c) APA/EPA
  • Drucken

Curtis und Catherine Jones waren zwölf bzw. 13 Jahre alt, als sie die Lebensgefährtin ihres Vaters erschossen. Sie wurden nach dem Erwachsenenstrafrecht verurteilt.

Wien/Miami. Curtis und Catherine Jones hatten einen Plan gefasst. Gemeinsam mit ihrem Vater und seiner Lebensgefährtin lebten die Kinder im Osten Floridas, wo sie an einem Tag im Jänner 1999 zur Tat schreiten wollten: den Vater, seine Partnerin und einen Verwandten, der ebenfalls mit ihnen wohnte, zu töten. Am Esstisch nahmen die Geschwister – Curtis war zwölf, Catherine 13 Jahre alt – neben ihrer Stiefmutter in spe Platz; zu dem Zeitpunkt war der Vater nicht zu Hause. Curtis Jones hielt die halb automatische Pistole seines Vaters zunächst im Schoß fest, während das Opfer an einem Puzzle arbeitete. Der Bub zielte und schoss. Anschließend feuerte auch Catherine. Insgesamt fielen neun Schüsse, vier trafen die 29-Jährige tödlich.

Dann gerieten die Kinder in Panik. Sie säuberten den Tatort, flüchteten in einen Wald, wo sie nur einen Tag später gefasst wurden. Die Justiz behandelte die Geschwister trotz aller Kritik wie Erwachsene – sie wurden ohne Prozess zu jeweils 18 Jahren Haft verurteilt und waren damit die jüngsten verurteilten Mörder in den USA. Nun, nach 16 Jahren, wurde Curtis Jones aus einem Gefängnis in Florida entlassen; die Entlassung seiner Schwester soll in den nächsten Wochen erfolgen. Seit ihrer Inhaftierung haben sich die Geschwister nicht gesehen, hatten aber Briefkontakt zueinander.

Verurteilter Sexualtäter

Der Anklage zufolge haben die Kinder aus Eifersucht gehandelt: Die Mutter hatte die Familie früh verlassen, der Vater wollte seine neue Partnerin heiraten. Erst Jahre später kamen mehr Details über die Familiengeschichte ans Licht, wurden von der Justiz aber nicht weiter beachtet. Demnach befasste sich das Jugendamt mehrmals mit der Familie; die Sozialarbeiter kamen zum Ergebnis, dass die Kinder körperlich und sexuell missbraucht wurden.

In einem Interview gab Catherine Jones später an, dass der Verwandte, der bereits zuvor wegen Sexualdelikten verurteilt worden war, sie regelmäßig sexuell missbraucht habe. Ihr Vater und seine Partnerin hätten ihr nicht geglaubt, so Jones. Lediglich ihr Bruder habe ihr Glauben geschenkt, zumal auch er missbraucht worden sei. Der Bub, der sich auch ein Zimmer mit dem Verwandten teilte, habe sich in der Folge bereit erklärt, sich an dem Mordplan der Schwester zu beteiligen.

Nach ihrer Verhaftung gab Catherine Jones an, dass sie froh sei, nicht mehr in das Haus zurückkehren zu müssen. Noch in Haft hat die mittlerweile 30-Jährige einen Soldaten geheiratet, der ihr einen Brief geschrieben hat, nachdem er von ihrer Geschichte gehört hatte. Ihr Bruder hat sich mit Theologie befasst – er ist nun Pfarrer.

Die Mutter hat die Familie verlassen, als die Kinder noch klein waren. Der Vater habe sie körperlich misshandelt, sagte sie später in einem Interview – auch während der Zeit, als sie hochschwanger war. Die Kinder habe sie bei ihrer Flucht im Jahr 1989 nicht mitgenommen, weil der Mann sie mehrmals bedroht und sie Angst vor einer Racheaktion gehabt habe. Zu ihren Kindern habe sie im Gefängnis regelmäßig Kontakt gehabt. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.07.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.