Israel: Messerstecher bei Gay Parade soll erneut vor Gericht

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Ein Opfer schwebt nach der Messerstecher bei der jährlichen Homosexuellenparade weiter in Lebensgefahr. Polizei: „Hatten keine Hinweise“.

Jerusalem. Der homophobe Messerstecher Ischai Schissel soll nicht psychiatrisch untersucht werden. Untersuchungsrichterin Miriam Hannah hält den ultraorthodoxen Mann für geistig stabil genug, um ihn erneut vor Gericht zu bringen. Schissel hatte am Donnerstagabend sechs Menschen bei der jährlichen Homosexuellenparade in Jerusalem zum Teil schwer verletzt, bevor er von zwei Sicherheitsleuten überwältigt werden konnte. Ein junges Mädchen schwebte bis am Freitag weiter in latenter Lebensgefahr.

Der Täter lehnte es ab, mit dem Gericht zu kooperieren, das er als „Teil des Verbrechensapparats“ bezeichnete, da es sich nicht auf die Tora stütze. Auch auf einen Anwalt verzichtete der ultraorthodoxe Jude. Schissel, der vor zehn Jahren drei Teilnehmer einer Homosexuellenparade mit dem Messer verletzt hatte, war erst vor wenigen Wochen aus dem Gefängnis entlassen worden.

Nur einige tausend Schwule und Lesben nahmen an der Parade in Jerusalem teil, ein Bruchteil der rund 180.000 Menschen, die zu der parallelen Veranstaltung vor einigen Wochen nach Tel Aviv kamen. Israel gilt als eines der fortschrittlichsten Länder weltweit, was die Rechte von Homosexuellen betrifft, trotzdem droht den Schwulen und Lesben Gefahr von Seiten radikaler Ultraorthodoxer.

Obschon Schissel nach seiner Entlassung erneut öffentlich gegen die Schwulenparade hetzte, will die Polizei nichts von seiner Absicht gewusst haben. Kommandant Chicco Edri erklärte, dass die Polizei „auf alles vorbereitet“ gewesen sei, aber „keine konkreten Hinweise“ hatte, dass sich Schissel „am Ort des Geschehens aufhält“. (kna)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.08.2015)

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