Tianjin: Hasen und Hühner sollen Chemierückstände testen

Auch Hühner und Tauben sollten für die Testversuche herhalten.
Auch Hühner und Tauben sollten für die Testversuche herhalten.REUTERS
  • Drucken

Im Internet kommen die tierischen Tester nicht gut an. Chinesische User verurteilen die Aktion, Tiere für die Messung gefährlicher Chemikalien einzusetzen.

Hühner, Hasen und Tauben sollten im chinesischen Tianjin als lebende Testobjekte herhalten. Die Behörden der Hafenstadt platzierten die Käfige auf dem Gelände des Gefahrengutlagers, das am 12. August durch eine verheerende Chemieexplosion erschüttert wurde. Im "Herzen" der Unglückstelle sollten die kleinen Tiere "chemische Rückstände" testen, berichtete die chinesische Renminribao.

Behörden hatten die Aktion am Wochenende gestartet, nachdem vergangene Woche tausende tote Fische an den Ufern des Haihe angespült worden waren. Das Massensterben der Fische schürte die Ängste der Tianjiner Bevölkerung vor weitreichenden gesundheitlichen Risiken der Explosion. Ob die Maßnahme nun ein weiterer Versuch ist, die Öffentlichkeit zu beruhigen, oder ein geniales Mittel um gefährliche Stoffe in Luft, Boden und Wasser zu testen - bei chinesischen Internet-Usern ist sie nicht gut angekommen.

Wütende Kommentare auf Weibo

"Warum stellt man nicht diese 'nicht korrupten' Beamten hin, um Tests durchzuführen?", fragte ein User auf der chinesischen Kurznachrichten-Plattform Weibo. Andere wiederum verurteilten, dass Tiere für die Kontrollen eingesetzt würden. Auch wütende Kommentare über die Verlässlichkeit, Tiere für die Messung von Chemierückständen einzuwenden, waren zu lesen.

Die Regierung kündigte eine gründliche Untersuchung der Hintergründe an, mehrere Verantwortliche des Lager-Betreibers Rui Hai International Logistics wurden inzwischen wegen Verstoßes gegen die Sicherheitsbestimmungen festgenommen. Zu den Besitzern soll auch der Sohn eines ehemaligen örtlichen Polizeichefs gehören, der Medienberichten zufolge mit Hilfe seiner Kontakte dafür sorgte, dass der Betrieb des Lagers genehmigt wurde und es alle Kontrollen überstand.

Zahl der Toten auf 129 gestiegen

Die Zahl der Toten ist knapp zwei Wochen nach der Explosion auf mindestens 129 angestiegen. 44 weitere Menschen würden noch vermisst, 39 der über 600 Verletzten seien nach wie vor in Lebensgefahr, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua am Montag unter Berufung auf örtliche Behördenvertreter.

Eine Serie gewaltiger Explosionen hatte am 12. August das Gefahrgutlager erschüttert, das Lager und seine Umgebung wurden komplett zerstört. Immer wieder brachen in den folgenden Tagen neue Brände in dem inzwischen weiträumig abgeriegelten Gebiet aus. In dem Lager waren Tausende Tonnen gefährlicher Chemikalien zwischengelagert, darunter allein 700 Tonnen des hochgiftigen Natriumcyanids. Allen Beschwichtigungen der Behörden zum Trotz befürchten viele Einwohner der 15-Millionen-Stadt eine Umweltkatastrophe.

(maka)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Archivbild vom 15. August 2015 nach der Explosion eines Gefahrgutlagers in Tianjin.
Weltjournal

Tianjin: Ermittler verhaften 23 Verdächtige

Den Beamten wird "Vernachlässigung der Pflichten" vorgeworfen. Auch Manager des explodierten Gefahrgutlagers wurden verhaftet.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.