Schweden: Erste deklarierte Lesbe wird Bischöfin

(c) EPA (Shawn Thew)
  • Drucken

Eva Brunne ist Stockholms neue Bischöfin. Eine Partnerin hat sie auch. Brunne war Favoritin in der von den Pastoren des Stockholmer Stifts vorgenommenen Wahl. Fans schwärmen von ihrer „natürlichen Autorität“.

STOCKHOLM/KOPENHAGEN (gam). Es gibt Kirchen, die Homosexualität als Sünde sehen, und solche, die Diskriminierung aufgrund sexueller Neigungen hinter sich gelassen haben. Etwa die lutherische Kirche Schwedens: Dort wurde Eva Brunne (55) nun zur neuen Bischöfin von Stockholm gewählt. Sie ist weltweit die erste eingestandenermaßen lesbische Frau in einem so hohen Kirchenamt.

Ihre Neigung war im Wahlkampf kein Thema. Die 1978 zur Pastorin Geweihte lebt mit Gunilla Lindén, auch sie Pfarrerin, in einer registrierten Partnerschaft, was nur bei einigen Fundamentalisten für Ärger sorgt.

Brunne war Favoritin in der von den Pastoren des Stockholmer Stifts vorgenommenen Wahl. Fans schwärmen von ihrer „natürlichen Autorität“. Sie nennt die Umstellung auf eine multiethnische, multireligiöse Gesellschaft als größte Herausforderung. „Die Vielfalt ist ein großer Reichtum“ sagt sie, sie sei froh, in einer Kirche zu sein, in der „mündige Menschen Stellung beziehen“.

Sie schnitzt gern – wie Jesus

Privat liest sie gern Krimis und geht zum Schnitzen in eine Tischlerei. „Was tut man nicht alles, um Jesus zu ähneln?“, kommentierte sie ihr Hobby ironisch.

Während es weltweit mehrere offen schwule Christenbischöfe gibt (in den USA durfte Gene Robinson von der Episkopalkirche das Gebet bei der Inauguration von Präsident Obama leiten), betritt Brunne als Lesbe Neuland.

An ihrer Amtsführung wird das wenig ändern: Die Trauung Homosexueller etwa ist bei Schwedens Lutheranern normal. Und dass sie ein von ihrer Partnerin geborenes Söhnlein hat, sei „keine große Sache“: „Im Bischofshof ist viel Platz. Warum sollte eine Bischöfin keine Kleinkinder haben?“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.05.2009)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.