Keine Autos auf Champs-Élysées

TOUR DE FRANCE 2015 - Champs-Élysées
TOUR DE FRANCE 2015 - Champs-Élysées(c) APA/EPA/SEBASTIEN NOGIER
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Zwei Monate vor der Klimakonferenz will die Hauptstadt Paris mit gutem Beispiel vorangehen – und verbietet am Sonntag die Autofahrt in der Innenstadt.

Paris. Ein einziges Mal sind die Fußgänger und Radfahrer die Könige in Paris. Die französische Hauptstadt möchte zwei Monate vor dem Beginn der internationalen Klimakonferenz, die sie beherbergt, mit gutem Beispiel vorangehen – und sei es nur mit einer symbolischen Aktion an einem Sonntag. An diesem 27. September haben darum die Motorfahrzeuge in der Innenstadt zwischen der Bastille und dem Triumphbogen sowie in den grünen Außenquartieren um den Bois de Boulogne und Bois de Vincennes von 11 bis 18 Uhr Fahrverbot. Gleichzeitig lanciert Bürgermeisterin Anne Hidalgo zusammen mit einigen Kollegen anderer Hauptstädte einen Aufruf an die Großstädte, mit ähnlichen Aktionen zur Verminderung der Treibhausgase beizutragen, wie dies namentlich schon Brüssel vorgemacht hat.

Den Parisern, und ebenso den auf Besuch weilenden Touristen, wird das schon sehr eigenartig vorkommen, wenn die breite Avenue des Champs-Elysées völlig autofrei ist, in der sich sonst in zwei Richtungen Tag und Nacht auf mehreren Spuren Kolonnen von Autos und stinkende Busse im Schneckentempo vorwärts bewegen. Jetzt gleicht die Pariser Prachtmeile einem großen Spielplatz für Rollschuhfahrer und Radler. Es ist gut möglich, dass diese auf den Geschmack kommen, und eine regelmäßige Fortsetzung der Aktion in größerem Maßstab wünschen.

Den Pariser Initiatoren des autofreien Tages geht diese erste Auflage ohnehin viel zu wenig weit. Zwar ist es im Unterschied zu früheren Aufrufen für autofreie Sonntage in den 1990er-Jahren nicht jedem Besitzer eines Fahrzeugs freigestellt, ob er mitmacht oder nicht. Das Fahrverbot gilt dieses Mal für alle, außer für Ambulanzen, Taxis und gewisse Lieferdienste. Alle anderen Automobilisten oder Motorradfahrer aber müssen dieses Mal bei Zuwiderhandlung – außer mit lautstarken Protesten der Fußgänger – mit einer Geldbuße rechnen. Doch nur ein Bruchteil von Paris ist betroffen, und das ist aus der Sicht der Initiatoren vom Kollektiv „Paris sans voitures“ bereits ein zu großes Zugeständnis. Sie wollten ursprünglich, dass das Fahrverbot im ganzen Raum Paris gilt und sind heute enttäuscht über die „bloß briefmarkengroße Zone“ an diesem autofreien Sonntag.

Projekt sollte „viel ambitionierter“ sein

Hidalgo wäscht ihre Hände in Unschuld, sie bedauert auch, dass sie vom Zentralstaat nicht ermächtigt worden sei, ein „viel ambitiöseres“ Projekt zu realisieren. Die grün-roten Stadtbehörden aber hoffen, dass die Bewohner von Paris auf den Geschmack (oder eher den abgasfreien Geruch?) kommen. Sie organisieren darum in den Quartieren auch eine Reihe von Veranstaltungen mit den Mietfahrrädern Vélib und spielerische Aktivitäten rund um das Thema Stadtverkehr für die Kinder. Und schließlich hindert ja nichts die Bewohner der vom Verbot betroffenen Quartiere rund um den Stadtkern daran, sich freiwillig und für den guten Klimazweck am autofreien Sonntag zu beteiligen.

KLIMAKONFERENZ

Paris. Die französische Hauptstadt ist Gastgeberin der UN-Klimakonferenz, die vom 30. November bis 11. Dezember stattfinden wird. Die Veranstalter haben ein hehres Ziel: Alle 194 Mitgliedstaaten sollen einen Nachfolgevertrag des Kyoto-Protokolls unterzeichnen, also ein neuerliches Abkommen mit verbindlichen Klimazielen. Paris will im Vorfeld mit gutem Beispiel vorangehen und verbietet an diesem Sonntag zwischen 11 und 18 Uhr Autofahrten in der Innenstadt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.09.2015)

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