Wie viele Menschen kamen bei Panik in Mekka ums Leben?

Behörden checken die Papiere eines Sarges, der in Lahore, Pakistan, eingetroffen ist.
Behörden checken die Papiere eines Sarges, der in Lahore, Pakistan, eingetroffen ist.(c) REUTERS
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Die Opferbilanzen mehrerer Länder deuten auf mehr als 940 Tote hin. Alleine 600 Menschen werden noch vermisst.

Bei der tödlichen Massenpanik bei der muslimischen Pilgerfahrt Hadsch in Saudi-Arabien sind möglicherweise deutlich mehr Menschen ums Leben gekommen als bekannt. Aus überwiegend offiziellen Bilanzen von insgesamt 23 Ländern ging am Donnerstag hervor, dass bei dem Unglück mehr als 940 Menschen getötet wurden. Nach Angaben des Iran hat sich allein die Zahl der iranischen Todesopfer fast verdoppelt.

Saudi-Arabien hatte die Zahl der Toten mit 769 angegeben und zudem von 934 Verletzten gesprochen, jedoch keine Angaben zu den jeweils betroffenen Ländern gemacht. Auch die Zahl der Vermissten wurde nicht genannt. Ebenfalls keine Angaben machte gab es dazu, ob es auch saudi-arabische Todesopfer gab. Saudi-Araber sind unter den Hadsch-Pilgern eine Minderheit.

600 Menschen noch vermisst

Den Bilanzen anderer Länder zufolge soll es insgesamt mehr als 940 Tote gegeben haben, zudem werden demnach noch über 600 Menschen vermisst. Der Iran hatte von Beginn an die meisten Opfer zu beklagen. Nachdem zunächst von rund 240 iranischen Todesopfern die Rede gewesen war, gab das iranische Hadsch-Organisationskomitee am Donnerstag in Teheran bekannt, dass in dem Gedränge vor einer Woche nach jüngsten Erkenntnissen 464 Iraner ums Leben kamen.

Zu dem Massengedränge war es während der Teufelssteinigung in Mina gekommen, bei der Pilger Kieselsteine auf drei Säulen werfen, die den Teufel symbolisieren. Der diesjährige Hadsch war am vergangenen Wochenende in Mekka zu Ende gegangen. Bei der Pilgerfahrt gab es bereits wiederholt ähnliche Unglücke, doch war die Tragödie am Donnerstag vergangener Woche das schwerste Unglück seit 25 Jahren.

Iran beschuldigt Saudi-Arabien

Saudi-Arabien ist als Hüter der heiligen islamischen Stätten Mekka und Medina für die Organisation der Pilgerfahrt zuständig - und trägt damit nach Ansicht des Iran eine Mitverantwortung für das Unglück. Zwischen beiden Ländern kam es wegen des Unglücks zu diplomatischen Spannungen.

Die Regierung in Riad sagte am Donnerstag zu, die identifizierten Leichname der iranischen Opfer "schnellstmöglich" zu überführen, wie die saudi-arabische Nachrichtenagentur SPA meldete. Irans Gesundheitsminister Hassan Haschemi sagte der iranischen Nachrichtenagentur Irna, sein saudi-arabischer Kollege Chaled al-Falih habe ihm zugesagt, dass die iranischen Opfer als erste in ihre Heimat gebracht würden.

Auch aus anderen muslimischen Ländern kamen Forderungen an Saudi-Arabien, für Aufklärung zu sorgen. Die Vorsitzende der indischen Hadsch-Delegation, Mehbooba Mufti, sagte einem Medienbericht zufolge, die Familien der Vermissten seien verzweifelt. Saudi-Arabien müsse einen Mechanismus entwickeln, die Vermissten aufzuspüren. Einem Medienbericht vom Donnerstag zufolge werden den Toten und Verletzten derzeit Fingerabdrücke abgenommen, um die Identifizierung zu beschleunigen.

Kritik dämpfen

Während Indien 51 Tote meldete, gab das Nachbarland Pakistan 46 Tote und mehr als 40 Vermisste bekannt. Die pakistanische Medienaufsicht wies Fernsehsender an, die Kritik an Saudi-Arabien zu dämpfen, um eine Belastung des Verhältnisses zu dem engen Verbündeten zu vermeiden.

Ägypten meldete mit 75 Toten und 95 Vermissten nach dem Iran die bisher zweithöchste Opferzahl. Nigeria bestätigte 64 Tote und 244 Vermisste. Aus Mali stammen 60 der Todesopfer. Überdies sind zahlreiche weitere muslimische Länder betroffen.

(APA/AFP)

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