AUA-Pilot: „Das ist der Albtraum“

An Austrian airlines plane and a Lufthansa plane are pictured at Viennas airports airport
An Austrian airlines plane and a Lufthansa plane are pictured at Viennas airports airport(c) REUTERS (Dominic Ebenbichler)
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AUA-Pilot Rudolf Novak glaubt an eine seltene Verkettung von Fehlern.

Wien.Piloten von Passagierjets haben harte Nerven – sie bleiben auch noch cool, wenn Normalsterbliche längst ihre Nerven wegschmeißen. Aber das, was die Piloten des Air-France-Fluges AF-447 Montag früh erlebten, war „der Albtraum“, sagt AUA-Pilot Rudolf Novak zur „Presse“. Novak ist ein alter Haudegen im Cockpit, er kennt die Unglücksmaschine genau: Er flog selbst den Airbus A330-200 – jetzt ist er für die AUA in einer Boeing 777 unterwegs.

Derzeit jagt eine Spekulation über die Absturzursache die nächste – „bevor nicht die Blackbox gefunden ist, bleibt auch alles Spekulation“, sagt Novak. Das wird gar nicht so leicht sein. Denn der kleine Kasten, so groß wie ein Schuhkarton und in auffälligem Orange gefärbt, ist zwar bis zu 5000 Meter wasserdicht und hat einen Sonarsender, der bei Kontakt mit Salzwasser aktiviert wird. Die Blackbox, die jene wichtigen Daten und Stimmenaufzeichnungen aus dem Cockpit enthält, auf deren Basis sich Unfallursachen rekonstruieren lassen, sendet nur 30 Tage lang Signale – ein Wettlauf mit der Zeit also.

„Was uns bisher bekannt ist, zeigt eine seltene Pechsträhne“, sagt Novak. Binnen weniger Minuten ist nämlich der Autopilot ausgefallen (02:10 Uhr), dann das Orientierungssystem (02:11 Uhr), danach fiel der Kabinendruck, und letztlich versagte das Notsystem. Woher Novak das weiß? „Flugzeuge überwachen sich quasi selbst – mithilfe von Computersystemen“, erzählt der Pilot. Diese senden permanent (Fehler-)Daten an die Technikabteilung der Airline – und die kann normalerweise gegensteuern – etwa eine Notlandung vorbereiten. Diese Daten der AF-447 kennt auch Novak.

Einen Blitz schließt Novak als einzige Ursache genauso aus wie Turbulenzen: „Ein Flugzeug hält ungemein viel aus: Da beten schon die Passagiere, alles fliegt herum – und es passiert nichts.“ Es müsse vielmehr eine fatale Fehlerkombination zur Katastrophe geführt haben. Eine Induktion könne zwar zu einer Überspannung führen und einzelne Instrumente schädigen – aber gleich so viele?

Klar ist aber, warum der Airbus „spurlos“ verschwand und es keinen Notfunkspruch „Mayday“ gab. Über dem Atlantik herrscht nicht gerade Funkstille, aber Bodenstationen sind für das Radar zu weit weg. In den „Funklöchern“ kommunizieren Jets über Kurzwelle. „Das Mayday hätte niemand empfangen, und die Piloten haben zuerst fieberhaft versucht, das Flugzeug in der Luft zu halten.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.06.2009)

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