Flug 9268: Ägypten hält sich zu Absturz bedeckt

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Geheimdiensthinweise legten zuletzt nahe, dass der russische Airbus vergangene Woche durch einen Sprengsatz an Bord vom Himmel geholt wurde. Alle 224 Menschen an Bord starben.

Eine Woche nach dem Absturz des russischen Ferienfliegers 9268 über der Sinai-Halbinsel will Ägypten keine offiziellen Ermittlungsergebnisse nennen. "Wir werden uns keine Hypothese zu eigen machen, bevor die Untersuchung nicht abgeschlossenen ist und ein umfassender Bericht die Wahrheit aufdecken kann", sagte Außenminister Sameh Shoukry am Samstag in Kairo. Es würden keine Szenarien ausgeschlossen. Die Ermittler untersuchen derzeit eine verdächtige Tonaufnahme. "Ein Geräusch wurde in der letzten aufgenommenen Sekunde des Flugschreibers gehört", sagte der Chef des internationalen Ermittlerteams, Ayman al-Mokadem, am Samstag in Kairo. Für Rückschlüsse sei es aber noch zu früh.

Internationale Geheimdiensthinweise legten zuletzt nahe, dass der Airbus A321 der sibirischen Airline Kolavia am Samstag vergangener Woche durch einen Sprengsatz an Bord vom Himmel geholt wurde. Alle 224 Menschen an Bord starben. Kairo beschwerte sich am Samstag, dass Erkenntnisse nicht geteilt worden seien. "Wir hätten erwartet, dass alle technischen Informationen mit uns geteilt werden, bevor sie in den Medien veröffentlicht werden", sagte Shoukry.

Der britische Premierminister David Cameron hatte die Bomben-Vermutung schon am Mittwoch als "mehr als wahrscheinlich" bezeichnet. Auch aus französischen Ermittlerkreisen hieß es am Freitag, die Auswertung von Stimmrekordern und Flugdatenschreibern "stütze" die Vermutung.

Flugverbote nach Ägypten

Wegen des russischen Flugverbots nach Ägypten sitzen nach Behördenangaben rund 80.000 Russen an ihren Urlaubsorten fest. Die meisten von ihnen befänden sich in den Badeorten Hurghada und Sharm el-Sheikh am Roten Meer, sagte der Chef der Tourismusbehörde, Oleg Safonow, in Moskau. Zehn Maschinen hätten bereits russische Reisende aus Ägypten ausgeflogen, sagte der Leiter des Krisenstabes, Vizeregierungschef Arkadi Dworkowitsch.

Präsident Wladimir Putin hatte am Freitag sämtliche Flüge zwischen Russland und Ägypten einstellen lassen. Zuvor hatten mehrere westeuropäische Länder Flüge nach Sharm el-Sheikh ausgesetzt.

Die Urlauber zurück nach Russland zu bringen, ist ein organisatorischer Kraftakt, der nach Experteneinschätzung mehrere Wochen dauern könnte. An den ägyptischen Flughäfen beteiligten sich Militärangehörige an der Abfertigung der russischen Touristen für den Rücktransport, sagte Krisenstabchef Dworkowitsch. Russische Experten sollten am Wochenende in das Land am Nil reisen, um mit ägyptischen Kollegen über Sicherheitsmaßnahmen an Flughäfen zu beraten, sagte er.

Angespannte Stimmung am Flughafen

Das Luftfahrtministerium in Kairo kündigte unterdessen für Samstagnachmittag (16.00 Uhr MEZ) eine Pressekonferenz an. Unklar war, ob dabei Untersuchungsergebnisse bekannt gegeben werden. Die staatliche Zeitung "Al-Ahram" berichtete unter Verweis auf eine namentlich nicht genannte Quelle am Kairoer Flughafen, die Auswertung von einem der beiden Flugschreiber sei beendet und lasse keine Rückschlüsse auf eine Bombe an Bord zu.

Journalisten in dem Badeort berichteten von einer deutlich angespannteren Stimmung am Flughafen der Stadt. Einigen Reportern sei der Zutritt zum Flughafengelände verweigert, Filmaufnahmen seien teilweise untersagt worden. Auch in dem Badeort selbst habe die Armee einen Kontrollpunkt errichtet.

320 Österreicher in Sharm el-Sheikh

Während die deutsche Fluglinie Air Berlin seit mehreren Tagen die Sinai-Halbinsel umfliegt, will das österreichische Tochterunternehmen flyniki wie geplant am Samstagabend seinen Flug nach Sharm el-Sheikh durchführen, teilte die Fluggesellschaft am Freitag mit. In dem beliebten Urlaubsort befinden sich laut Außenministeriumssprecher Thomas Schnöll zurzeit rund 320 Österreicher.

In der Region sitzen auch bis zu 20.000 Briten fest. Eine groß angelegte Rückholaktion der britischen Regierung lief schleppend an.

Unterdessen berichteten britische Medien, ein Passagierjet der britischen Linie Thomson Airways sei im August beim Landeanflug auf Sharm el-Sheikh einem Raketentreffer nur knapp entgangen. Der Abstand zur Rakete habe zeitweise lediglich etwa 300 Meter betragen, berichteten "Daily Mail" und "Guardian". Das Verkehrsministerium in London sowie die Fluglinie bestätigten einen Zwischenfall. Ein Ministeriumssprecher meinte, der Zwischenfall stehe vermutlich im Zusammenhang mit einer Übung des ägyptischen Militärs.

(APA/dpa)

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