Drei Tote bei Schießerei in US-Abtreibungsklinik

A Colorado Springs Police car blocks the entrance outside the Planned Parenthood clinic a day after a gunman opened fire in Colorado Springs
A Colorado Springs Police car blocks the entrance outside the Planned Parenthood clinic a day after a gunman opened fire in Colorado SpringsREUTERS
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Drei Tote und neun Verletzte, das ist die traurige Bilanz nach dem Attentat. Für US-Präsident Obama ist der Vorfall erneut ein Grund, um strengere Waffengesetze zu fordern.

Ein bewaffneter Angreifer hat in einer Abtreibungsklinik in den USA drei Menschen getötet und neun weitere verletzt. Der Schütze, ein mutmaßlicher Abtreibungsgegner, verschanzte sich am Freitag mehrere Stunden lang in der Klinik im Staat Colorado und lieferte sich Schusswechsel mit der Polizei. US-Präsident Barack Obama mahnte nach dem Vorfall erneut strengere Waffengesetze an.

Der 57-Jährige hatte die Klinik der Familienplanungsorganisation Planned Parenthood in Colorado Springs am Freitagmittag (Ortszeit) mit einem Sturmgewehr betreten. Viele Menschen konnten aus dem Gebäude fliehen, andere fanden in einem Sicherheitsraum Zuflucht. Der Angreifer, der zwischenzeitlich 24 Menschen als Geiseln genommen hatte, ergab sich schließlich nach mehr als fünfstündiger Belagerung und wurde festgenommen.

Täter soll Abtreibungsgegner sein

Bei den Toten handelt es sich um zwei Zivilisten und einen Polizisten. Fünf seiner Kollegen und vier weitere Menschen wurden verletzt. Die Polizei äußerte sich zunächst nicht über die Hintergründe der tödlichen Schießerei. Die Chefin von Planned Parenthood of the Rocky Mountains, Vicki Cowart, erklärte unter Berufung auf Augenzeugen, der Schütze habe die Tat verübt, weil er ein Gegner "sicherer und legaler Abtreibungen" sei.

Planned Parenthood bietet neben Vorsorgeuntersuchungen unter anderem Abtreibungen an und wird dafür von erzkonservativen Kreisen in den USA angefeindet. Im Juli veröffentlichten Abtreibungsgegner heimlich aufgenommene Videos, in denen Mitarbeiter angeblich über den Verkauf von Organen und Gewebe abgetriebener Föten sprachen. Planned Parenthood wies die Vorwürfe strikt zurück.

Wie der Nachrichtensender NBC News unter Berufung auf Ermittlerkreise berichtete, erwähnte der Angreifer diese Videos nach seiner Festnahme. Er soll "Keine Baby-Teile mehr" gesagt haben. Der 57-Jährige, der von US-Medien als Einzelgänger beschrieben wurde und der Polizei lediglich wegen kleinerer Delikte bekannt war, erwähnte demnach aber auch US-Präsident Obama.

Sturmgewehr zu besitzen sei "nicht normal"

Obama nahm die tödliche Schießerei zum Anlass, einmal mehr die in seinem Land geltenden Waffengesetze zu kritisieren. Dass der Täter in Colorado Springs ein Sturmgewehr besessen habe, sei "nicht normal. "Wir dürfen das nicht zur Normalität werden lassen", sagte Obama. "Es reicht." Obama war in der Vergangenheit immer wieder mit Initiativen für schärfere Waffengesetze im Kongress gescheitert, wo vor allem die Republikaner nicht am in der US-Verfassung verankerten Recht auf Waffenbesitz rütteln wollen.

Radikale Abtreibungsgegner in den USA griffen in den vier vergangenen Jahrzehnten immer wieder zu gewaltsamen Mitteln. Die Nichtregierungsorganisation National Abortion Federation verzeichnete seit Mitte der 70er-Jahre mehr als 200 Bomben- und Brandanschläge auf Abtreibungskliniken. Im Mai 2009 war im Bundesstaat Kansas der Abtreibungsarzt George Tiller erschossen worden.

Tabuthema trotz 42 Jahre Legalität

Der Supreme Court hatte vor 42 Jahren in einer Grundsatzentscheidung den Schwangerschaftsabbruch in den USA legalisiert. Seitdem kämpfen konservative Gruppen, Kirchen und Politiker dafür, die Entscheidung wieder rückgängig zu machen. Die Republikaner im US-Kongress versuchten mehrfach, Planned Parenthood die staatlichen Zuschüsse zu streichen.

Unterdessen berichtete die "New York Times" unter Berufung auf die Ex-Frau des Festgenommenen, dass dieser zwar konservativ, aber nicht verbissen politisch gewesen sei. Auch habe er Waffen im Haus gehabt, zum persönlichen Schutz sowie zur Jagd, zitierte das Blatt die 54-jährige Frau aus South Carolina, die rund 16 Jahre mit dem Verdächtigen zusammen war und einen mittlerweile erwachsenen Sohn mit ihm hat. Im Jahr 1997 habe ihr Ex-Mann sie bei einem Streit so geschlagen, dass sie dies der Polizei meldete, recherchierte die Zeitung in Polizeiberichten. Sie habe deswegen aber keine Anzeige erstatten wollen.

(APA/AFP/DPA)

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