Klimawandel: Halbzeit im Klimakampf

Kommende Woche sollen die verantwortlichen Minister der knapp 200 Staaten die strittigen Punkte für ein Abkommen klären.
Kommende Woche sollen die verantwortlichen Minister der knapp 200 Staaten die strittigen Punkte für ein Abkommen klären.APA
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Bei der Pariser UN-Konferenz gibt es einen ersten Abkommensentwurf. Viele Punkte sind aber noch strittig.

Wien. 939 Punkte trennen die Welt von einem neuen globalen Abkommen zur Bekämpfung des Klimawandels: Das ist das Halbzeitergebnis der UN-Klimakonferenz in Paris nach einer Woche. Denn am Wochenende haben sich die Unterhändler der teilnehmenden fast 200 Staaten auf einen ersten Entwurf geeinigt. Die erwähnten fast 1000 Punkte sind dabei allerdings noch strittig. Sie sollen in der zweiten Woche, in der sich die verantwortlichen Minister – für Österreich Umweltminister Andrä Rupprechter – in die Verhandlungen einbringen, ausgeräumt werden.

Ob dies gelingt, ist nach wie vor offen. So zeigte sich die Chefunterhändlerin von Gastgeber Frankreich, Laurence Tubiana, zwar hocherfreut über den Entwurf und meinte: „Dieser Text unterstreicht den Willen aller Beteiligten, zu einer Verständigung zu kommen.“ Und damit ist die Pariser Konferenz auch schon weiter gekommen als jene in Kopenhagen 2009, bei der man sich nicht einmal auf einen solchen Basistext einigen konnte. Allerdings sind viele wichtige Punkte noch offen.

Einer davon ist etwa, auf welches Ziel der maximalen Erwärmung gegenüber dem vorindustriellen Niveau man sich festlegen will. So hat Deutschland Mitte der Woche einen Vorstoß gemacht, dass statt des bisher avisierten Zwei-Grad-Ziels vielmehr eine maximale Erwärmung von 1,5Grad angestrebt werden solle, weil die meisten Wissenschaftler ab diesem Niveau bereits dauerhafte Veränderungen bei vielen Ökosystemen erwarten. Ein Vorschlag, der von vielen Entwicklungsländern begeistert aufgenommen wurde, bei eher bremsenden Ländern jedoch auf wenig Gegenliebe stoßen dürfte.

Ebenfalls strittig ist, bis wann und in welchem Ausmaß die Nutzung fossiler Brennstoffe – vor allem von Kohle – vermindert werden soll. Die beiden größten CO2-Emittenten USA und China haben zwar vorab bereits eigene Ziele bekannt gegeben. Diese reichen jedoch nicht aus, um das maximale Erwärmungsziel zu erreichen.

Diskussion gibt es zudem über die finanzielle Ausstattung jenes Topfes, mit dem Entwicklungsländern geholfen werden soll, Klimaschutzmaßnahmen umzusetzen oder auch lokale Folgen des Klimawandels abzumildern. Die genannten Werte reichen dabei von 82 bis 94 Mrd. US-Dollar.

Es gebe daher noch viel Arbeit für alle Beteiligten in der zweiten Woche, so Frankreichs Außenminister, Laurent Fabius. „Wir haben gehofft, dass wir schon weiter vorangekommen wären“, kritisierte Südafrikas Vertreterin Nozipho Mxakato-Diseko, die auch als Sprecherin der Gruppe von 130Entwicklungsländern agiert. (jaz/ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.12.2015)

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