Erst ein Toter wurde geborgen. Die Chancen für Verschüttete schwinden. Immer mehr Anrainer machen lokale Behörden für das Unglück verantwortlich.
Viel Zeit bleibt nicht mehr. Die Hoffnungen der Helfer schwinden zusehends. Binnen 72 Stunden müssen die Opfer geborgen werden, sonst ist die Überlebenschance gleich Null, sagen die Behörden. Doch nach dem verheerenden Erdrutsch in der südchinesischen Stadt Shenzhen schleppen sich die Rettungsarbeiten weiter dahin. Wie Staatsmedien berichteten, ist der erste Tote erst Dienstagfrüh geborgen worden. Seit Sonntag werden noch immer etwa 80 Menschen unter den Trümmern vermisst.
Während sich die 3000 Einsatzkräfte weiterhin durch den Schlamm wühlen, sind Chinas Behörden auf der Suche nach den Verantwortlichen. Am Dienstag durchsuchten Ermittler ein Büro nahe der Schutthalde, wo am Sonntag eine Lawine aus Schlamm und Geröll mindestens 33 Gebäude, darunter Fabriken und Arbeiterwohnungen begraben hatte.
Offizielle Angaben zu möglichen Verantwortlichen für die Katastrophe gibt es jedoch noch nicht. Die Schuttdeponie sei "zu hoch" und "zu steil" gewesen, hieß es bisher lediglich von Behörden.
Medien hatten vor Deponie gewarnt
Anrainer beschuldigten die Lokalregierung, nichts gegen ein drohendes Unglück getan zu haben. Die Menschen in der Gegend seien wegen des Müllbergs schon länger besorgt gewesen, berichtete die staatliche Zeitung "Global Times". Oft hätten sich Menschen, die in der Nähe des Industriegebiets lebten, bei der Verwaltung über die Halde beschwert, die zuletzt auf eine Höhe von 90 Metern angewachsen sei.
Auch lokale Medien hatten mehrfach vor der Deponie gewarnt. So berichtete die Zeitung "Shenzhen Evening News" im vergangenen Oktober, die schnell wachsende Stadt produziere pro Jahr 30 Millionen Kubikmeter Bauabfälle und habe kaum noch Platz, um ihn sicher zu lagern.
Betroffen von dem Unglück ist auch Hongkong: Der Erdrutsch hatte auch die Explosion einer Pipeline ausgelöst, die Shenzhens Nachbarstadt mit Gas beliefert. Laut Angaben der Betreiberfirma PetroChina, soll in den nächsten zehn Tagen eine temporäre Pipeline gebaut werden.
(APA/dpa)