Schweden: Arzt hielt Frau im Keller fest

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Knapp eine Woche lang sperrte ein Mann sein Opfer in das eigens gebaute Verlies. Dort soll es sexuell missbraucht worden sein.

Wien/Stockholm. Mindestens fünf Jahre lang arbeitet der schwedische Arzt an seinem Keller. Er stellt dicke Wände auf, baut eine kleine Küche ein, eine Toilette samt kleinem Waschbecken, er schafft Zugang zu einem kleinen Garten mit Sichtschutz.

Mit dem umgebauten, 60 Quadratmeter großen Keller verfolgt der 38-jährige Mann offenbar ein ganz bestimmtes Ziel: Frauen gefangen zu halten und sexuell zu missbrauchen. In Medienberichten ist gar von einem „schwedischen F.“ die Rede – der Amstettner hielt seine Tochter 24 Jahre lang im Keller gefangen und missbrauchte sie unzählige Male.

Gefasst wurde der Arzt im September, wie die schwedische Polizei nun bekannt gab. Fast eine Woche lang konnte der Mann eine Frau in seinem Keller gefangen halten. Kennengelernt hätten sich die beiden nur kurz vor der Geiselnahme, das zweite Rendezvous fand demnach in der Wohnung des Opfers in Stockholm statt. Den Beamten zufolge nahm der Mann Erdbeeren und Sekt mit, wobei er in einen Teil der Erdbeeren Schlafmittel gespritzt und diese an den Blättern markiert habe, damit er sie nicht unabsichtlich selbst isst.

Nach der Betäubung soll der Mann das Opfer erstmals vergewaltigt haben. Anschließend habe er es in einen Rollstuhl gesetzt, in sein Auto gebracht – und sei über 500 Kilometer in sein Haus in Südschweden bei Kristianstad gefahren. Während der Fahrt dürfte er die Frau mehrmals gezwungen haben, Schlafmittel zu nehmen. Im Verlies soll er sie öfters vergewaltigt haben.

„Seltsam, aber hilfsbereit“

Mehrere Tage nach der Geiselnahme wollte der Mann offenbar in die Wohnung der Frau, um einige ihrer persönlichen Gegenstände abzuholen – er bemerkte allerdings, dass die Türen von der Polizei bereits aufgebrochen worden waren. Angehörige hatten sie als vermisst gemeldet. Vermutlich ist der Mann in Panik geraten. Er soll die Frau mit einer Waffe bedroht und in eine Polizeistation gebracht haben: Dort sollte sie bezeugen, dass sie wohlauf sei.

Ganz überzeugt schienen die Beamten jedoch nicht. Sie wurde schließlich ohne den Arzt einvernommen – da berichtete sie von ihrem Martyrium, woraufhin der Mann festgenommen wurde. Der Prozess beginnt am 25. Jänner. Die Entführung soll der Arzt inzwischen zugegeben haben. Er bestreitet jedoch, die Frau vergewaltigt zu haben. Er habe lediglich eine Freundin haben wollen.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass er die Frau „mehrere Jahre“ einkerkern wollte. Gegenüber schwedischen Medien zeigten sich mehrere Wegbegleiter des Arztes geschockt: Er sei zwar seltsam, aber immer hilfsbereit gewesen, heißt es etwa. Über die Tatsache, dass er keine Freundin habe, sei er sehr unglücklich gewesen.

In seinem Haus fand die Polizei zudem zwei professionell angefertigte Masken – sie zeigen das Gesicht eines alten Mannes mit Glatze sowie eines Mannes mit schwarzen Haaren und Bart. Die Masken soll er während der Fahrt nach Kristianstad getragen haben, um seine Spuren zu verwischen.

Gefunden wurden bei dem Mann auch Kondome und Einwegspritzen, etwa, um Blutproben zu entnehmen und zu testen, ob sein Opfer sexuell übertragbare Krankheiten hat. Die Frau musste während ihrer Gefangenschaft auch die Antibabypille nehmen, so die Polizei. Während der ganzen Zeit im Keller dürfte sie gefesselt gewesen sein. (duö)

Auf einen Blick

Schweden. Was sich bereits im September zugetragen hat, gab die schwedische Polizei nun bekannt: Ein Arzt (38) soll eine Frau, die er kurz zuvor kennengelernt hatte, betäubt und entführt haben. Zuvor hatte er jahrelang in einem Haus in Südschweden den Keller umgebaut, wo er die Frau schließlich knapp eine Woche lang festhielt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.01.2016)

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