Spanien: Stierkampf mit Baby hat ein Nachspiel

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SPAIN-EDUCATION-BULLFIGHTING-LIFESTYLE(c) APA/AFP/PIERRE-PHILIPPE MARCOU (PIERRE-PHILIPPE MARCOU)
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Jugendschutzbehörde untersucht den Fall eines Matadors, der sich mit Tochter beim Stierkampf hat ablichten lassen. Tierschützer drängen auf Verbot der Tradition.

Madrid. Stierkampf ist Francisco Riveras Leidenschaft, sein Können in diesem blutigen Ritual hat ihn in ganz Spanien bekannt gemacht. Er ist mit dem Stierkampf aufgewachsen: Sein Vater war schon ein berühmter Matador, ebenso sein Großvater und Urgroßvater. Und wenn es nach Francisco Rivera geht, sollen auch seine Kinder gegen die Stiere in die Arena steigen.

Nun aber ist der Familienvater in diesem Ansinnen zu weit gegangen. Das meinen jedenfalls viele Nutzer sozialer Medien, Tierschützer – und auch die andalusische Jugendschutzbehörde. Denn Rivera stimmt seine Kinder schon sehr früh auf den Stierkampf ein. Anfang dieser Woche hat er im Onlinedienst Instagram ein Foto gepostet, das ihn im Kampf mit einem (blutenden) Stier zeigt. Auf dem Arm hält er dabei seine jüngste Tochter, die fünf Monate alt ist. Titel des Bilds: „Carmens Debüt“.

Der Aufschrei ist groß. Die Jugendschutzbehörde Andalusiens hat angekündigt zu prüfen, ob damit Gesetze gebrochen wurden. Sogar Regierungsmitglieder sahen sich veranlasst, sich zu dem Fall zu äußern. „Es ist unter allen Umständen falsch, ein Kind zu gefährden“, erklärte laut lokalen Medien etwa der amtierende Minister für Soziale Sicherheit, Alfonso Alonso. Und María José Sánchez, für Gleichberechtigung zuständig, kommentierte: „Ein Feuerwehrmann würde nicht im Traum daran denken, ein Kind zum Feuerlöschen mitzunehmen. Und auch ein Fußballspieler würde nicht mit einem Kind auf dem Arm ein Match spielen.“

Der Star-Matador selbst ist sich keiner Schuld bewusst – im Gegenteil: „Es gibt keinen sichereren Platz für sie als in meinen Armen“, konterte Rivera auf die Kritik. „Das ist Carmens Debüt, die fünfte Generation von Stierkämpfern in meiner Familie.“ Seit Generationen werde so verfahren. Die britische Zeitung „Guardian“ merkte dazu süffisant an, gerade die Familiengeschichte sei ein wenig überzeugendes Beispiel für Sicherheit: Riveras Vater, der berühmte „Paquirri“, wurde 1984 im Kampf mit einem Bullen getötet, Francisco Rivera selbst im vergangenen Jahr von einem Stier schwer verletzt.

Umstrittene Tradition

Tierschützer sehen nun aber eine Chance, die Debatte über ein Stierkampf-Verbot neu zu beleben. Die Tradition ist in den vergangenen Jahren zunehmend in die Kritik geraten, obwohl immer noch viele Spanier daran festhalten.

Im November hatten mehr als 400.000 Menschen eine Petition unterzeichnet, mit der gegen Pläne der konservativen Regierung protestiert wurde, an staatlichen Schulen Stierkampf-Kurse einzuführen.

Angesichts der öffentlichen Kritik sahen sich Riveras Stierkämpfer-Kollegen gezwungen, dem medial Angegriffenen beizuspringen. Sie stellten ihrerseits Bilder von sich und ihren Kindern in der Arena ins Netz – allerdings nicht im Kampf und ohne blutenden Stier. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.01.2016)

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