Camorra: Das Ende der "Schwarzen Witwe"?

Symbolbild Camorra: Die Polizei am Tatort eines Mafia-Mordes
Symbolbild Camorra: Die Polizei am Tatort eines Mafia-Mordes(c) imago/ZUMA Press (imago stock&people)
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Immer öfter stehen Frauen an der Spitze der Mafia-Clans. Auch sogenannte "Baby-Gangs" mit minderjährigen Mafia-Anhängern stürmen zunehmend Neapels Straßen.

Den italienischen Behörden gelang ein bedeutender Schlag gegen die Mafia: Alessandro Giannelli, ein bislang flüchtiger Anführer eines Camorra-Clans, der seinen Namen trägt, wurde am Dienstagabend von der Polizei geschnappt. Wie die britische Zeitung "Guardian" berichtet, soll der 38-Jährige für Revierkonflikte und Drogenhandel im Umland Neapels verantwortlich sein. Bei den Kämpfen starben seit Anfang des Jahres zehn Menschen.

Gleichzeitig erreichten auch die Carabinieri in Rom in einer anderen Untersuchung einen Durchbruch: Es geht um einen Lebensmittelgroßhandel, hinter dessen Geschäften eine der einflussreichsten Gruppen der Camorra, der Moccia-Clan, vermutet wird. Fünf Menschen, darunter auch der Unternehmensleiter Luigi Moccia, wurden verhaftet. Zwei weitere wurden unter Hausarrest gestellt. An den Ermittlungen beteiligten sich 160 Beamte.

Witwe "erbte" den Clan

Den Verhafteten werden verbotene Mafia-Geschäfte sowie Erpressung im Lebensmittelhandel vorgeworfen. Nach Angaben der Polizei hatte die Gruppe rund 15 Millionen Euro angehäuft. Sie wollte damit ihre Geschäfte auf den Hotelsektor in Rom sowie auf Barcelona ausdehnen. 

Der Moccia-Clan stammt ursprünglich aus Afragola, unweit von Neapel. Seit den 1970er-Jahren führt die "Schwarze Witwe" Anna Mazza den Clan. Nach dem Tod ihres Mannes erweiterte sie die Aktivitäten und den Einfluss der Gruppe beträchtlich.

Immer öfter Frauen an der Spitze

Auch wenn es von der "Schwarzen Witwe" kaum Informationen gibt, ist sie kein Einzelfall. Ob in Sizilien, Kalabrien, Kampanien oder Ampulien - in Italien befinden sich mittlerweile viele Frauen an der Spitze der Mafia-Clans. In Neapel sind Frauen oft für die Finanzen der Familienkassen und Geldwäsche verantwortlich. Und sie sollen sogar noch kompromissloser ihre Interessen vertreten als ihre männlichen Pendants, heißt es.  

Bei Anti-Mafia-Razzien klicken immer öfters auch für Frauen die Handschellen. Rund 130 Frauen sollen mittlerweile unter Mafia-Verdacht im Gefängnis sitzen. Die Schwarze Witwe war vermutlich die erste weibliche Verhaftete in einer Führungsrolle der neapolitanischen Mafia. 

Innenminister sagt Baby-Gangs Kampf an

Der italienische Innenminister Angelino Alfano sprach nach den Festnahmen von einem "wichtigen Sieg dank höchstprofessioneller Untersuchungen". Wenn nötig, wolle er die Polizeipräsenz erhöhen. Im Rahmen einer "Safer Streets"-Aktion patrouillieren bereits mehr als 6000 Polizeitruppen auf italienischen Straßen.

Der Innenminister will außerdem das Alter für  Strafmündigkeit in Italien heruntersetzen. So soll gegen die steigende Zahl der 15 bis 17-jährigen Straftäter aus sogenannten „Baby Gangs“ in Neapel angekämpft werden. Nachdem in den vergangenen Jahren viele der alten Clan-Chefs verhaftet wurden, sind es jetzt sehr junge Täter, die sich im Kampf um Einflusszonen blutige Gefechte liefern.

Große Razzia auf Sizilien

Auch in einer großen Anti-Mafia-Razzia auf Sizilien wurden am Mittwoch 109 Personen verhaftet. Dabei handelte es sich mehrheitlich um Mitglieder des einflussreichen Clans der Cosa Nostra Laudani, berichtete die Polizei. 500 Carabinieri waren im Einsatz. Die Festnahmen erfolgten auf Sizilien, in anderen italienischen Regionen und im Ausland.

Koordiniert wurde die Aktion von der Staatsanwaltschaft Catania. Den Festgenommenen wird unter anderem Mafia-Zugehörigkeit, Erpressung, Waffen- und Drogenhandel vorgeworfen. Auch Morde und Attentate werden dem in der Stadt Catania verankerten Clan zur Last gelegt.

>>> Artikel im Guardian

(lk)

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