Google-Software erringt historischen Sieg gegen Go-Meisterspieler

Lee Sedol beim Go-Spielen.
Lee Sedol beim Go-Spielen.REUTERS
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Es war ein packendes Mensch-Maschine-Duell. Nach zweieinhalb Stunden besiegte AlphaGo den Südkoreaner Lee Sedol. Das Turnier geht über fünf Spiele.

Es war ein mit Spannung erwarteter Kräftevergleich zwischen Mensch und Computer: Im chinesischen Brettspielduell Go hat die Google-Software AlphaGo gegen den Spitzenspieler Lee Sedol die Auftakt-Partie gewonnen. Der Sieg von AlphaGo gilt daher als Meilenstein in der Entwicklung selbstlernender Maschinen und künstlicher Intelligenz. Insgesamt geht das Duell in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul über fünf Partien. Es endet am 15. März. Der Gewinner bekommt eine Million Dollar (900.000 Euro).

Go ist ein traditionsreiches asiatisches Brettspiel, es ist noch weit komplizierter als Schach - bereits 1997 hatte Deep Blue von IBM den Schachweltmeister Gary Kasparow geschlagen. Go hingegen gilt für die künstliche Intelligenz als besonders schwer zu knacken. Lee - der 18 internationale Titel gewann - hatte sich daher auch siegessicher gezeigt. Er werde "haushoch" gewinnen, hatte der 30-Jährige noch im Februar angekündigt. Im vergangenen Herbst schlug die Google-Software aber erstmals einen Profi-Spieler, den Europameister Fan Hui. 

Computer ließ sich von Tricks nicht überrumpeln

Nach einem konventionellen Anfang fiel schon der vierte Zug von Lee ungewöhnlich aus. "Er versucht, den Computer über die Datenbanken hinauszubringen", sagte Go-Profi Michael Redmond, der das Spiel in der YouTube-Übertragung kommentierte. In die Software wurden Millionen Spielzüge der besten Spieler eingespeist. Sie greift darauf zurück, um die wahrscheinlichen nächsten Züge des Gegners vorherzusagen und gezielt nach Antworten darauf zu suchen. Auf einem Spielbrett mit 361 Feldern wäre sonst die Vielzahl der möglichen Varianten auch für einen modernen Computer nicht schnell genug zu berechnen. Die Spieler haben in dem Match jeweils zwei Stunden Zeit pro Partie für ihre Züge.

AlphaGo, eine Entwicklung von Google Deepmind, ließ sich von Lees Trick-Zug nicht überrumpeln und spielte ungewöhnlich offensiv für einen Computer, erklärten Experten. Die Kontrahenten kamen in einen zähen Positionskampf, der sich von der oberen Hälfte des Bretts in die Mitte ausbreitete. Nach zweieinhalb Stunden zeigte der zuvor weitgehend regungslose Lee erste Anzeichen von Unruhe.

Spiel ist mehrere tausend Jahre alt

Zunächst verbrauchten AlphaGo und Lee ihre Zeit weitgehend gleichmäßig - bis jeweils 45 Minuten übrig blieben. Danach machte Lee seine Züge viel schneller, zum Teil binnen weniger Sekunden. Als er aufgab, hatte er noch 28 Minuten und 28 Sekunden auf der Uhr übrig und AlphaGo 5 Minuten und 30 Sekunden.

Es gebe große Unterschiede im Spielen gegen Maschinen oder gegen Menschen, sagte Lee dem britischen Nachrichtensender BBC vor dem Match. Normalerweise könne man das Atmen und die Energie des Gegenübers fühlen. Oft treffe man Entscheidungen abhängig von der Reaktion des Gegners. Bei Maschinen aber funktioniere das nicht.

Das Go-Spiel ist mehrere tausend Jahre alt. Dabei müssen die Spieler versuchen, die gegnerischen Steine zu umzingeln und wegzunehmen. Wer die meisten Felder erobert hat, hat gewonnen. Die Regeln sind zwar einfacher als die beim Schach. Allerdings hat ein Spieler in der Regel eine Auswahlmöglichkeit aus 200 Schritten, im Gegensatz zu 20 möglichen Zügen beim Schach.

(APA/AFP)

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