Autobombe im Berufsverkehr: Berlins kurze Terrorangst

Ein Sprengsatz im VW Passat Kombi explodierte unter der Fahrt mitten in Berlin.
Ein Sprengsatz im VW Passat Kombi explodierte unter der Fahrt mitten in Berlin.(c) APA/AFP/ODD ANDERSEN (ODD ANDERSEN)
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In Berlin explodierte ein VW im Berufsverkehr, der Fahrer starb. Die Polizei ermittelt in Richtung organisierte Kriminalität.

Ein Terroranschlag in Berlin? Die Vermutung lag schnell nahe, als Dienstagfrüh die ersten Meldungen kamen. Auf der Bismarckstraße im Stadtteil Charlottenburg, kurz nach der Neuen Oper Berlin, detonierte gegen acht Uhr morgens in einem fahrenden Auto ein Sprengsatz. Der VW Passat, der in Richtung Stadtzentrum unterwegs war, überschlug sich und prallte gegen ein parkendes Auto. Der Fahrer des VW konnte noch aussteigen, starb aber kurz danach.

"Es war ein lautes, dumpfes Geräusch. Da war wirklich eine Explosion", sagt Fred Meissner, ein Anrainer, der von einem Knall aufgeschreckt worden war. "Ich bin dann hingelaufen und da habe ich das Auto gesehen." Mitten auf der stark befahrenen Straße hatte sich der Vorfall ereignet. Zum Glück für die vielen anderen Fahrer im morgendlichen Berufsverkehr wurden keine weiteren Menschen in Mitleidenschaft gezogen.

Unruhe legt sich nur langsam

Es sollte noch einige Zeit dauern, ehe sich die Unruhe nach dem Autobombenanschlag langsam zu legen begann. Denn zunächst musste die Polizei überprüfen, ob nicht noch weitere Gefahr für die Bevölkerung bestand. "Bitte treten Sie von den Balkonen zurück", wurde per Lautsprecher durchgesagt, ehe ein Entschärfungsteam den Wagen noch einmal genauer untersuchte. Und auch die Fenster sollten die Anrainer der Bismarckstraße geschlossen halten.

Gegen Mittag kam dann die Entwarnung. Vom Auto gehe keine weitere Gefahr mehr aus. Von da an begann die Spurensicherung ihre Arbeit. Mit einer Drohne wurde das Gebiet abgeflogen, Polizisten sammelten auch die kleinsten Spuren auf der Gegenfahrbahn in braune Papiersäcke. Und während schon zwei Abschleppwagen hinter den Absperrbändern warteten, kniete ein Ermittler der Spurensicherung über den Trümmern an der Stelle der Explosion. Ein Ergebnis der Untersuchungen wurde dann auch schnell bekannt - unter dem Auto war ein Sprengsatz versteckt worden.

Identität des Opfers geklärt

Sogar Berlins Innensenator Frank Henkel kam zur Stelle der Explosion - was eher selten vorkommt und ein Beleg dafür ist, wie ernst man den Vorfall in Berlin nimmt. Doch schon bald zeichnet sich ab, dass es sich um keinen terroristischen Anschlag gehandelt hat. Die Polizei hat die Identität des Opfers geklärt - ein 43-jähriger türkischer Staatsbürger, der bereits wegen verschiedener Straftaten polizeibekannt war, von Drogendelikten und illegalem Glücksspiel bis zu Falschgeld. Allerdings, so heißt es von Seiten der Staatsanwaltschaft, sei der Mann seit 2008 nicht mehr durch Straftaten aufgefallen.

Die Spur könnte also in Richtung organisierte Kriminalität führen. Zumindest ermittelt die Polizei, ob es hier eine Verbindung gab. Und auch, ob der Anschlag überhaupt dem Fahrer selbst galt - denn er selbst sei nicht der Halter des Autos gewesen.

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