Ein "Selfie" mit dem Flugzeugentführer

Über den Flugzeugentführer Seif Elding M. sind noch viele Fragen offen. Einen allzu verängstigenden Eindruck dürfte er nicht auf die Passagiere gehabt haben.
Über den Flugzeugentführer Seif Elding M. sind noch viele Fragen offen. Einen allzu verängstigenden Eindruck dürfte er nicht auf die Passagiere gehabt haben.APA/AFP/GEORGE MICHAEL
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Ein 26-jähriger Brite erklärt, warum er in der entführten EgyptAir-Maschine lächelnd mit dem Entführer posiert.

Der Sprengstoffgürtel war eine Attrappe. Doch das war zu dem Zeitpunkt, als Flugzeugentführer Seif Elding M. die Piloten zwang, den ägyptischen Inlandsflug nach Zypern zu lenken, niemandem klar. Da erstaunt jenes Bild, das auf Sozialen Netzwerken die Runde macht. Ben Innes, 26-jähriger Brite, posiert lächelnd neben dem Entführer im Flugzeug.

Und unweigerlich schwingt die Frage mit: Wie man sich selbst in dieser Situation verhalten hätte. Innes erklärt das Bild gegenüber der britischen Zeitung "The Sun" so: "Ich bin nicht sicher, warum ich das gemacht habe, ich habe einfach alle Vorsicht über Bord geworfen und versucht im Angesicht der Umstände positiv zu bleiben", sagt Innes. "Ich dachte mir, wenn die Bombe echt ist, habe ich nichts zu verlieren, also habe ich die Chance wahrgenommen sie mir näher anzusehen."

Ein Crewmitlied habe ihm beim Dolmetschen geholfen. Der Entführer habe eingewilligt, "so bin ich neben ihm gestanden und lächelte in die Kamera, während eine Stewardess fotografierte. Es muss das beste Selfie überhaupt sein." Er sei nach dem Foto weiterhin unsicher gewesen, ob die Bombe echt sei, doch habe er eher an eine Attrappe geglaubt.

SMS mit der Mutter

Ben Innes erzählt auch von der Situation an Bord während des Fluges nach Zypern. Viele Passagiere seien panisch gewesen, hätten sich aber beruhigt, nachdem die Maschine gelandet war und der Entführer den meisten Passagieren erlaubte, das Flugzeug zu verlassen. Innes war eine von sieben Personen, die fast bis zuletzt mit dem Entführer im Flugzeug bleiben mussten. Er habe in dieser Zeit mit seine Mutter per Handy Nachrichten ausgetauscht. Diese habe ihn ermahnt, ja keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. "Ich wusste nicht, wie ich sagen sollte, dass ich bereits ein Selfie mit dem Entführer gemachte habe", sagte Innes der "Sun".

Nach einem stundenlangen Nervenkrieg ist die Entführung des ägyptischen Passagierflugzeuges in Zypern schließlich unblutig zu Ende gegangen. Der aus Ägypten stammende Täter ergab sich am frühen Dienstagnachmittag. Der zyprischen Regierung zufolge waren 72 Menschen an Bord des Flugzeuges der Egyptair. Nach Angaben des ägyptischen Luftfahrtministeriums befanden sich 81 Menschen in dem Airbus 320. Über die Motive des Entführers gab es widersprüchliche Angaben.

Anmerkung: Eigentlich werden nur jene Bilder als "Selfie" bezeichnet, auf denen sich der Fotograf selbst ablichtet. Das Bild im Flugzeug hat allerdings eine Stewardess gemacht. Ben Innes verwendet allerdings selbst das Wort "Selfie" in diesem Zusammenhang.

>> Zum Artikel der "Sun"

(Red.)

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