"Horror-Haus" von Höxter: Paar hat weitere Frau getötet

Das Paar sperrte die Frauen wochenlang ein.
Das Paar sperrte die Frauen wochenlang ein.APA/dpa/Marcel Kusch
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Bereits 2014 hat das Paar aus Höxter eine 33-Jährige aus Niedersachsen schwer misshandelt und umgebracht. Das Gehöft wird nach weiteren Opfern durchsucht.

Das in der vorigen Woche festgenommene Paar aus der westdeutschen Stadt Höxter soll zwei Frauen getötet und weitere misshandelt haben. Wie Ermittler am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Bielefeld berichteten, gehört nicht nur die 41-jährige in der Vorwoche nach Misshandlungen gestorbene Frau zu den Opfern, sondern auch eine 33-Jährige, die 2014 starb.

Das verdächtigte Paar (46 und 47 Jahre alt) hat nach Angaben der Ermittler nicht nur die 41-Jährige umgebracht, sondern auch eine zweite Frau, deren Leiche zerstückelt und im Kamin verbrannt wurde. Die 33-Jährige aus Niedersachsen sei bereits 2014 getötet worden, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Dienstag in Bielefeld mit. Ihre Leiche sei zunächst in der Tiefkühltruhe eingefroren worden. Dann habe das Paar die Leichenteile nach und nach verbrannt und die Asche in der Umgebung verstreut.

Opfer starb im Krankenhaus

In der vergangenen Woche war bekanntgeworden, dass das Paar eine 41-Jährige aus Bad Gandersheim in Niedersachsen wochenlang gefangen gehalten und misshandelt haben soll. Die Frau habe in einem ungeheizten Raum auf dem Fußboden schlafen müssen. Als sich ihr Zustand bedrohlich verschlechterte, hatte das Paar versucht, sie an ihren ursprünglichen Wohnort zurückzubringen, hatte auf dem Weg aber eine Autopanne. Das Opfer kam in ein Krankenhaus, wo es den Verletzungen erlag. Die Ärzte entdeckten am Körper der Frau Spuren von Misshandlungen und schalteten die Polizei ein.

Zudem gebe es Hinweise auf weitere misshandelte Frauen, die die Bekanntschaft mit dem Paar verletzt überlebt hätten. Namentlich bekannt sei eine Frau aus dem Großraum Berlin, die am Dienstag vernommen worden sei. Sie habe sich gemeldet, weil sie das als "Horror-Haus" bezeichnete Gehöft in den Medien wiedererkannt hatte.

"Wir können auch nicht völlig ausschließen, dass möglicherweise dort auch noch eine andere Frau gestorben ist", sagte Mordkommissionsleiter Ralf Östermann. "Das waren Abgründe, die sich da auftaten." Den Opfern seien büschelweise Haare ausgerissen worden, oft seien sie ganze Nächte an Heizkörper oder in der Badewanne gefesselt gewesen. Die Aussagen hätten die Vernehmungsbeamten "ziemlich mitgenommen".

Das Motiv soll eher "im Bereich der Machtausübung gelegen haben" als im sexuellen Bereich. Es gebe "Anhaltspunkte für sadistische Züge". Die Ermittler haben einen Psychiater hinzugezogen.

Opfer beim Meldeamt abgemeldet

Das Paar sei recht planvoll vorgegangen. Vom Handy des 33-jährigen Opfers seien SMS an dessen Mutter geschickt und damit Lebenszeichen vorgetäuscht worden. Außerdem sei die Frau mit dem Hinweis "in die Niederlande/Amsterdam verzogen" beim Einwohnermeldeamt abgemeldet worden. Ihre Mutter habe erst jetzt durch einen Anruf der Polizei vom Tod ihrer Tochter erfahren.

Die 47-jährige Verdächtige, die ursprünglich aus Herford komme, habe ein Geständnis abgelegt. Sie sei ihrem Mann hörig gewesen und von ihm ebenfalls misshandelt worden - das habe sie ausgesagt. Weitere Ermittlungsergebnisse stützten ihre Aussagen. Ihr 46-jähriger Mann, geboren in Bochum, bestreite dagegen seine Schuld. Das Paar soll Frauen mit deutschlandweit und in Tschechien geschalteten Kontaktanzeigen auf das Gehöft in Höxter-Bosseborn gelockt haben.

Haus genau durchsucht

Der 46-jährige Hauptverdächtige ist einschlägig vorbestraft: Er sei bereits 1995 zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt worden, weil er seine damalige erste Ehefrau massiv misshandelt hatte. Er habe zuletzt von der Grundsicherung Hartz IV gelebt.

Das Haus des beschuldigten Paars wird nun Zentimeter für Zentimeter nach etwaigen Spuren weiterer Opfer durchsucht. Am Montagabend wurde es mit einem Zaun zum Sichtschutz umgeben, am Dienstag wurden Spürhunde auf das Gelände gebracht. Die Spurensicherung könne sich noch zwei Wochen oder länger hinziehen, hieß es.

(APA/dpa)

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