Kolumbien autorisiert Luftangriffe gegen Drogenkartelle

Drogenabhängige in der Hauptstadt Bogota.
Drogenabhängige in der Hauptstadt Bogota.APA/AFP/LUIS ROBAYO
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Mit Bombardements, Scharfschützen und Artillerie soll das Militär das organisierte Verbrechen bekämpfen. Kolumbien ist der weltgrößte Koka-Produzent.

Die kolumbianische Regierung will Kampfflugzeuge gegen das organisierte Verbrechen einsetzen. Der Senat gab Donnerstagabend (Ortszeit) grünes Licht für Luftangriffe gegen die drei größten Kartelle, den Usuga-Clan, die Los Pelusos und die Los Puntilleros, wie Verteidigungsminister Luis Carlos Villegas mitteilte. International werden solche "Drogenkriege" von Experten als gescheitert betrachtet.

Durch die Direktive erreicht der Kampf gegen die Kriminalität in dem Land eine neue Eskalationsstufe - bisher waren Militäreinsätze im Inland nur gegen linksgerichtete Guerillagruppen zulässig. Die drei Kartelle, gegen die nun auch Luftangriffe geflogen werden können, würden als "organisierte bewaffnete Gruppen" eingestuft, denn sie würden Lager nutzen, über schwere Waffen verfügen, Uniformen tragen und in bestimmten Regionen präsent sein, sagte Villegas. Einer Regierungsquelle zufolge sind neben Luftangriffen auch Einsätze von Spezialkräften, Scharfschützen und Artillerie sowie Angriffe aus Hinterhalten autorisiert.

Kolumbien ist der weltgrößte Produzent des Kokain-Grundstoffs Koka. Allein der Usuga-Clan wird für den tonnenweisen Schmuggel von Kokain nach Zentralamerika und in die USA verantwortlich gemacht. Die Bande ging aus früheren paramilitärischen Gruppen hervor.

Experten sehen "Krieg gegen Drogen" kontraproduktiv

In den vergangenen Jahren haben sich viele Experten zunehmend kritisch zu solchen Aktionen geäußert. Der in vielen Staaten der Welt geführte "Krieg gegen die Drogen" nütze nichts, er schade der Welt und bringt statt weniger sogar mehr Kriminalität und Leid. Das war vor kurzem das Ergebnis, welches ein internationales Expertenteam (Johns Hopkins-Lancet-Kommission) veröffentlicht hat. Gefordert wurde eine ausbalancierte Drogenpolitik, die Gefahren und die Kriminalisierung von Menschen reduziere.

Eine Drogenpolitik, die auf dem Gedanken der Prohibition aufbaue, sei einfach kontraproduktiv, stellten die Experten fest: "In Mexiko war der dramatische Anstieg der Mordfälle seit die Regierung im Jahr 2006 beschloss, das Militär gegen Drogenhändler einzusetzen, so groß, dass er die Lebenserwartung der Gesamtbevölkerung reduziert hat." In dem Land war zwischen 1990 und 2006 die Zahl der Mordfälle pro Jahr von 15.000 auf etwa 10.000 gesunken, stieg dann aber von 2007 bis 2010 auf rund 28.000 an.

(APA/AFP)

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