Todesstrafe: USA verlieren letztes erprobtes Hinrichtungs-Gift

Eine Hinrichtungs-Zelle in Texas
Eine Hinrichtungs-Zelle in TexasEPA
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Der Pharmakonzern Pfizer untersagt die Nutzung seiner Produkte für Exekutionen. Die Zahl der Hinrichtungen ist wegen des Gift-Mangels bereits rückläufig.

Für die US-Staaten mit Todesstrafe ist die letzte Quelle für erprobte Exekutions-Gifte versiegt: Der Pharmakonzern Pfizer hat den Einsatz seiner Medikamente bei Hinrichtungen untersagt. Gegner der Todesstrafe begrüßten den Schritt des Unternehmens und betonten, dieser unterstreiche den Widerstand der Pharmaindustrie gegen den Missbrauch ihrer Produkte.

Aufgrund des anhaltenden Mangels an Giftmischungen geht die Zahl der Hinrichtungen in den USA zurück. In einer am Freitag auf seiner Website veröffentlichten Mitteilung betonte das Unternehmen mit Sitz in New York, Aufgabe Pfizers sei es Produkte herzustellen, die das Leben von Patienten verbessern oder Leben retten. Daher lehne das Unternehmen die Verwendung seiner Medikamente in Todesspritzen ab.

Mehr als 25 Pharmafirmen untersagten Verwendung

Der Konzern erließ nach eigenen Angaben Beschränkungen für Großhändler, Vertriebshändler und direkte Käufer von sieben Medikamenten, die bisher für die Herstellung von Giftmischungen in Todesspritzen genutzt würden oder deren Verwendung dafür erwogen werde. Die Produkte dürfen demnach nicht länger an Gefängnisse oder Justizbehörden abgegeben werden. Behörden, die die Mittel kaufen wollen, müssen nachweisen, dass die Medikamente ausschließlich zur Behandlung von Krankheiten gemäß ärztlicher Verschreibung verwendet werden.

Robert Dunham vom Informationszentrum für die Todesstrafe begrüßte den Schritt als "bedeutend". Maya Foa von der Anti-Todesstrafen-Gruppe Reprieve nannte die Entscheidung "beispielhaft". Foa betonte, neben Pfizer hätten inzwischen mehr als 25 Pharmakonzerne die Verwendung ihrer Produkte bei Hinrichtungen unterbunden - und damit alle von den US-Gesundheitsbehörden anerkannten Hersteller von Exekutions-Medikamenten.

Qualvolle Hinrichtungen

Eine Reihe qualvoller Hinrichtungen 2014 hatte eine Debatte über die in den USA verwendeten Giftcocktails ausgelöst. Die Behörden greifen zurzeit auf kaum erprobte Mischungen zurück, weil sich europäische Pharmafirmen weigern, das zuvor eingesetzte Betäubungsmittel Pentobarbital zu liefern. Zahlreiche Todeskandidaten reichten wegen der fehlenden erprobten Mittel Klage gegen die Vollstreckung ihres Urteils ein, in mehreren US-Staaten wurden Hinrichtungen ausgesetzt.

Insgesamt wurden 2015 in den 31 US-Staaten, in denen es die Todesstrafe gibt, 28 Menschen hingerichtet. Dies war die niedrigste Zahl seit fast 25 Jahren - auch wegen fehlender Giftmischungen. Seit der Wiedereinführung der Todesstrafe in den USA 1976 wurden nach Angaben des Todesstrafen-Informationszentrums insgesamt 1436 Menschen hingerichtet.

(APA)

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