Italiens Mafia hinter Massen-Schummeln für Staatsexamen vermutet

Junge Italiener fordern Gefängnisjobs.
Junge Italiener fordern Gefängnisjobs.REUTERS
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88 Prüflinge wurde bei einer Aufnahmeprüfung für Gefängnis-Jobs beim Schummeln erwischt. Die Camorra soll versucht haben, Getreue in Gefängnisse zu schleusen.

Selbst die italienische Mafia wird beim Schummeln erwischt. Doch anders als in der Schule hätte der Plan der kriminellen italienischen Organisation auch ernsthafte Folgen haben können. Die Behörden in Rom sprechen von einem großangelegten und organisierten Betrugsfall: Knapp 8000 junge Italiener hatten vergangenes Monat an einem Staatsexamen für 400 Stellen als Gefängniswärter teilgenommen. 88 Teilnehmer waren beim Schummeln erwischt worden.

Hinter dem Plan dürfte der Camorra-Clan aus Neapel stecken. Denn auch das für den Druck der Prüfungsbogen zuständige Unternehmen stammt aus der Haupstadt der Region Kampanien. Die Mafiosi dürften versucht haben, ihre eigenen Leute in italienische Gefängnisse zu schleusen, wo 7000 Clan-Mitglieder, darunter 700 Mafia-Bosse, einsitzen.

Hohe Jugendarbeitslosigkeit

Die Schummelnden seien mit Armbändern und Handy-Hüllen mit versteckten Antworten erwischt worden. Auch Funksender und Ohrstöpsel sollen verwendet worden sein. Zudem wird die Mafia beschuldigt, die Antworten an andere Teilnehmer für 25.000 Euro verkauft zu haben.

Details zu den Ermittlungen wurden nicht bekannt. Das Justizministerium kündigte jedoch an, die Ergebnisse des Tests vom April annullieren zu wollen. "Es ist eine Schande", sagte der Chef der Gewerkschaft für Arbeiter im Strafvollzug.

In Italien, wo sich die Jugendarbeitslosigkeit seit drei Jahren auf rund 40 Prozent beläuft und Vollzeit-Jobs schwer zu finden sind, ist das Schummeln bei Examen für öffentliche Stellen verbreitet. Der Druck, eine Stelle zu finden, ist groß. Die ehrlichen Teilnehmer des Test sind bitter enttäuscht: Am Dienstag versammelten sich Dutzende Italiener, die meisten von ihnen zwischen 20 und 30 Jahren alt, die die Regierung aufforderten, sofort 1000 neue Gefängniswärter anzustellen.

(maka/Reuters)

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