Damaszener Rose verwelkt im Krieg

Syrische Kinder pflücken Rosen.
Syrische Kinder pflücken Rosen.APA/AFP/LOUAI BESHARA
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Seit Beginn des Krieges hat sich die Produktion der beliebten Rose massiv verringert. Die Gärten sind verwüstet, eine Dürreperiode hat den Pflanzen zugesetzt.

Wien/Damaskus. William Shakespeare schrieb zwar von rot-weißen Blüten, aber das mag für seine Poesie besser gepasst haben. Tatsächlich blüht die Damaszener Rose rosarot, und es war nicht zuletzt Shakespeare, der dieser altbekannten Blume mit seiner Huldigung Weltruhm verschafft hat. Heute wächst und wird die Damaszener Rose an vielen Orten verarbeitet, aber das syrische Original mit dem intensiven Duft bleibt freilich eine Besonderheit.

Nur hat der seit über fünf Jahren andauernde Krieg in Syrien die Rosenproduktion massiv heruntergeschraubt. Arbeiter, die ein- bis zweimal im Jahr die Knospen pflücken, sind geflohen, wurden getötet oder kämpfen ums Überleben. Viele Destillerien mussten zumachen. Parfumhersteller beziehen die Essenzen mittlerweile von Herstellern aus anderen Ländern.

Traditionell wird die Damaszener Rose in den nördlichen Gebieten der syrischen Hauptstadt kultiviert, in den vergangenen Jahren aber haben Rebellen und Truppen des Machthabers Bashar al-Assad eine Spur der Verwüstung in der Region hinterlassen. Besitzer der Felder konnten die Gärten nicht betreten, eine Dürrephase hat den Pflanzen ebenfalls zugesetzt.

Die Essenzen der Rose finden nicht nur in der Kosmetik Verwendung, sondern werden auch für Desserts – etwa türkisches Lokum – und Getränke verwendet. Die syrischen Hersteller schwören auf den ausgeprägten Geschmack und Geruch, den die Damaszener Rose nur in dieser Region entwickeln könne. Den Bezug des Originals aus Syrien haben sich insbesondere Kunden aus der Golfregion etwas kosten lassen. „Die Damaszener Rose ist am Sterben“, sagt ein Landwirt gegenüber der Agentur AFP. Einem weiteren Landwirten zufolge hat sich die Produktion von 80 Tonnen jährlich auf 20 Tonnen reduziert.

Syrische Rosen aus der Türkei

In der benachbarten Türkei ist die industrielle Rosenproduktion ungleich größer. Essenzen aus der Region Isparta etwa, wo auch die Damaszener Rose kultiviert wird, sind in den Parfums der großen Modemarken zu finden. Da die Ernte aber sehr aufwendig ist, wenden sich immer mehr Landwirte von den Rosen ab, zumal ihnen auch die Arbeiter fehlen, die vermehrt in die Städte ziehen. So sind es in Isparta gerade syrische Flüchtlinge, die Damaszener Rosen pflücken.

Bis zu drei Millionen Flüchtlinge hat die Türkei seit Beginn des Krieges aufgenommen. Auch wenn viele von ihnen von einer Weiterreise träumen, wird ein Großteil als Arbeiter, etwa als Rosenpflücker, in der Türkei bleiben. (duö)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.05.2016)

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