Kaliforniens Dürre nimmt kein Ende

Dürre in Kalifornien
Dürre in KalifornienREUTERS/Mike Blake
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Trotz starker Winterniederschläge und gesenkten Wasserverbrauchs in den Städten droht dem bevölkerungsreichsten US-Staat und seiner Landwirtschaft ein fünftes Jahr der Trockenheit.

Washington. Die Verordnung des Gouverneurs war drakonisch, doch sie hat gewirkt: Seit Jerry Brown, der Regierungschef des US-Teilstaats Kalifornien, vor einem Jahr als Maßnahme gegen die schwere Dürre an der Westküste angeordnet hat, dass der Wasserverbrauch um ein Viertel zu kürzen sei, haben die Kalifornier genug Wasser gespart, um 6,5 Millionen Menschen ein Jahr lang damit zu versorgen. Vergangene Woche verkündete die kalifornische Wasserbehörde, dass dieses verpflichtende 25-Prozent-Sparziel für heuer aufgehoben sei. An seine Stelle sollten Maßnahmen treten, welche zur nachhaltigen Sicherung der Wasserversorgung des bevölkerungsreichsten US-Staats führen sollen.

Doch die verordneten Sparbemühungen, die zum Beispiel vom Verbot übermäßigen Rasensprengens und Autowaschens flankiert wurden, haben die grundlegenden Wasserprobleme Kaliforniens nicht gelöst, warnt Heather Cooley vom Pacific Institute in Oakland. „Die Trockenheit ist nicht zu Ende. Die Niederschläge im Winter haben zwar eine Erleichterung gebracht, aber wir sind noch immer unter dem langjährigen Durchschnitt. Es gibt also derzeit nicht genug Wasser, um den Mangel der vergangenen vier Jahre auszugleichen. Im Süden Kaliforniens wird es für die Landwirtschaft hart“, sagt Cooley, die am Pacific Institute die Abteilung für Wasserwirtschaft leitet, zur „Presse“.

Wasser sparen allein hilft nicht

Die Reduktion des Wasserverbrauchs um 24,3 Prozent sei zwar „angesichts dessen, wie heiß und trocken es im vergangenen Sommer war, etwas, worauf wir Kalifornier stolz sein können. Dadurch ist etwas mehr Wasser in den Reservoirs“, erklärt Cooley.

Doch der Wasserstand in vielen dieser Reservoirs war vor dem Winter besorgniserregend niedrig (siehe Grafik). Vor allem im Central Valley, wo ein Großteil allen Obstes und Gemüses der USA angebaut wird, liegen die Pegel selbst nach dem zum Teil reichlichen Regen und Schnee in der Sierra Nevada sehr tief. Im Norden Kaliforniens hingegen sind die Speicher teilweise voller als im langjährigen Durchschnitt. Dort können die Bauern verstärkt „durstige“ Pflanzen wie Reis und Mandeln kultivieren.

Damit ist einer der Hauptgründe für den kalifornischen Wassermangel genannt. In den vergangenen eineinhalb Jahrzehnten haben die Landwirte dort einen rasanten Wechsel von klassischen Feldfrüchten wie Getreide hin zu Nutzpflanzen vollzogen, die höhere Preise auf den Weltmärkten bringen, aber zugleich ungleich mehr Wasser verbrauchen als Weizen oder Salat. Cooley hat die kalifornische Agrarwirtschaft untersucht. Der überraschende Befund: Seit dem Jahr 2000 stieg der Anbau von Obst und Nüssen um 24 Prozent – und das, obwohl die Landwirte bereits angesichts der Dürrejahre 2007 bis 2009 hätten gewarnt sein sollen. Doch mit Mandeln und Pistazien lässt sich mehr Geld verdienen. Von 2000 bis 2014 stieg der Umsatz allein mit Mandeln um fünf Milliarden Dollar (4,5 Milliarden Euro), jener mit Erdbeeren um 1,4 Milliarden Dollar und jener mit Pistazien um 1,3 Milliarden Dollar.

Rund 95 Prozent Kaliforniens sind derzeit offiziell abnormal trocken. Daran wird auch das Eintreffen des großräumigen Wetterphänomens La Niña nichts ändern, das die Niederschläge in der gesamten Pazifikregion treibt. Im Gegenteil, warnt Cooley. „Las Niñas sind üblicherweise eher trocken. Angesichts des Klimawandels kann man das noch schwerer vorhersagen.“

Lachsen droht das Aussterben

Somit droht den Lachsbeständen in Kaliforniens Flüssen die Auslöschung. Schon in den Jahren 2014 und 2015 starben mancherorts 95 Prozent der Populationen, weil der Niederschlagsmangel das Wasser der Flüsse für die jährliche Wanderung dieser Fische zu ihren Laichgründen zu warm werden ließ. „Sie haben einen dreijährigen Lebenszyklus“, warnt Cooley. „Dieses Jahr ist also entscheidend für ihr Überleben.“

AUF EINEN BLICK

Kalifornien ist mit mehr als 39 Millionen Einwohnern der größte Teilstaat der USA. Allein seit dem Jahr 2010 ist seine Bevölkerung um 5,1 Prozent gestiegen. Der Staat produziert auch rund die Hälfte allen Gemüses und Obstes der USA. Seit vier Jahren regnet und schneit es im Winter nicht genug, um den steigenden Wasserbedarf zu decken. 95 Prozent Kaliforniens leiden derzeit unter abnormaler Dürre. Das wird sich vorerst nicht wesentlich ändern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.05.2016)

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