Der "Boss der Bosse" ist tot

Provenzano 2006 nach seiner Verhaftung
Provenzano 2006 nach seiner VerhaftungAPA/AFP/QUESTURA DI PALERMO/HO
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Der berühmt-berüchtigte Cosa-Nostra-Boss Bernardo Provenzano starb 83jährig in einem Gefängnis in Mailand. Die Polizei untersagt ein öffentliches Begräbnis des "Super-Paten" auf Sizilien.

Die langjährige Nummer eins der sizilianischen Cosa Nostra, Bernardo Provenzano, ist tot. Der zu lebenslänglicher Haft verurteilte Super-Boss starb im Alter von 83 Jahren in der Krankenabteilung eines Mailänder Hochsicherheitsgefängnisses. Der ehemalige Chef der Cosa Nostra galt einst als meistgesuchte Pate des organsierten Verbrechens und wurde 2006 auf Sizilien verhaftet.

Provenzano war vor vier Jahren gestürzt und operiert worden. Von dem Eingriff hat er sich nicht erholt. Alle offenen Verfahren gegen ihn wurden ausgesetzt, weil er laut ärztlichen Gutachten nicht mehr verhandlungsfähig war. In den vergangenen Tagen hatte sich der Gesundheitszustand des 2006 nach 40-jähriger Flucht auf Sizilien gefassten Verbrechers wesentlich verschlechtert. Seit Jahren kämpften seine Angehörigen um die Freilassung des "Paten" und argumentierten mit seiner schlechten Gesundheit. Ein Antrag auf Lockerung der Haftbedingungen war erst vor zwei Tagen abgelehnt worden, berichteten italienische Medien am Mittwoch.

"Obwohl er nur noch dahinvegetierte, hat man Provenzano bis zuletzt zu strengster Haft gezwungen", kritisierte seine Anwältin Rosalba Di Gregorio. De facto sei Provenzano bereits vor vier Jahren gestorben.

Einer der besten Killer

Der frühere Chef der Cosa Nostra war im April 2006 in der Nähe der sizilianischen Stadt Corleone gefasst worden. Er galt damals als der meistgesuchte italienische Mafia-Pate. Der "Boss der Bosse" soll laut Aussagen von Mafia-Aussteigern in mindestens 40 Morde verwickelt gewesen sein bzw. diese selbst durchgeführt haben. Mehrmals wurde er während seiner Flucht in Abwesenheit zu lebenslänglichen Haftstrafen verurteilt. Er soll ein Drahtzieher von internationalem Drogenhandel und Geldwäsche gewesen sein.

Es rankten sich Legenden um den Boss aus dem berüchtigten "Mafiadorf" Corleone, der den Fahndern immer wieder entwischte. In jungen Jahren war er einer der besten Auftragskiller für andere Bosse. Anfang 1993, als die damalige Nummer eins der Cosa Nostra und vielfache Mörder Toto Riina den Fahndern ins Netz gegangen war, übernahm "U Tratturi" ("Der Traktor") alias Bernardo Provenzano das Kommando der Cosa Nostra, die er neben Riini schon seit Jahren als dessen Vize geführt hatte. Immer wieder wechselte er die Verstecke. Es hieß sogar, Provenzano habe sich einmal als Bischof getarnt.

Der "Mann ohne Gesicht"

An seine Getreuen schickte er Zettel mit Befehlen, die mit Drohungen endeten. Jahrelang hatte es nur ein Phantombild Provenzanos gegeben. "Mann ohne Gesicht" nannten ihn die Beamten, oder "Das Gespenst". Schließlich wussten sie nicht mehr, wie er aussah. Dabei versteckte sich Provenzano in Palermo oder in der Nähe von Corleone.

Der Polizeichef von Palermo, Guido Longo, stellte klar, dass er ein öffentliches Begräbnis für Provenzano auf Sizilien nicht zulassen werde. "Für Corleone ist Provenzanos Tod die Befreiung von einem Tumor", erklärte die Bürgermeisterin der als Mafia-Hochburg bekannten Ortschaft nahe Palermo, Leoluchina Savona.

(apa)

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