Was über den Todesschützen von München bekannt ist

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Er ging noch zur Schule, litt wohl an Depressionen und hortete Unterlagen über Amokläufe: Ein18-jähriger Deutsch-Iraner richtete das Blutbad an.

Ein Sondereinsatzkommando stürmt in der Nacht ein mehrstöckiges Wohnhaus in Maxvorstadt. In dem Mietshaus im Münchner Stadtteil soll der erst 18-jährige Todesschütze  gewohnt haben, mit seinen Eltern und seinem jüngeren Bruder.

Die Durchsuchung des Zimmers des jungen Deutsch-Iraners bringt die Polizei auf die entscheidende Spur. Es war wohl kein Terrorakt, sondern ein "klassischer Amoklauf", wie der Staatsanwalt später sagt. Und der 18-Jährige hatte keine Komplizen. Zwischenzeitlich war die Polizei von zwei weiteren Schützen mit "Langwaffen" ausgegangen. Nun steht fest: Er handelte allein.

Mit der Terrororganisation IS hatte der Jugendliche wohl keinen Kontakt. Die Polizei findet aber Unterlagen, wonach sich der Täter "sehr intensiv und schon seit längerer Zeit mit dem Thema Amok beschäftigt hat". Unter den zahlreichen Unterlagen ist auch ein Buch: "Amok im Kopf: Warum Schüler töten". Auch das Datum des Blutbads hat Symbolik: Es war der 5. Jahrestag der Breivik-Attentate in Norwegen.

Der 18-jährige Schütze von München, der in der Landeshauptstadt geboren und aufgewachsen ist, soll sich zudem schon länger in psychiatrischer Behandlungen befunden haben. Dafür hat die Polizei Hinweise. Die Information sei aber noch nicht gesichert, genauso wenig wie Berichte wonach der Schüler in der Schule Probleme hatte. Zuletzt deutete das aber auch Bayerns Inneminister Joachim Herrmann (CSU) an.

Noch konnte die Polizei auch "weder bestätigen noch dementieren", ob der 18-Jährige gezielt auf Jugendliche schoss (acht der neun Opfer sind unter 14 bis 20 Jahre alt.) Die Hinweise verdichten sich aber, dass er über einen gehackten Facebook-Account Jugendliche in jenes Schnellrestaurant neben dem Einkaufszentrum lockte, wo das Blutbad seinen Anfang nahm. Wer dorthin komme, den würde er zum Essen einladen, postete der spätere Todesschütze sinngemäß unter falscher Identität.

Video zeigt Schützen

Der Schütze mit dem schwarzen T-Shirt ist in einem Video zu sehen. Er irrt auf dem Parkdeck des Einkaufszentrums ziellos herum, als ihn ein Anrainer wüst und rassistisch beschimpft. Der Schütze antwortet: „Ich bin Deutscher (…) Ich bin in einer Hartz-4-Gegend aufgewachsen." Er macht einen wirren, unsicheren Eindruck und spricht davon, dass er in „Behandlung" war. Es sind verstörende Szenen. Denn zum Zeitpunkt des Wortduells hatte der 18-Jährige wohl schon mehrere Menschen erschossen. Zweimal sagt er im Verlauf des Streitgesprächs, dass er gemobbt wurde. Gegen Ende des Videos fallen wieder Schüsse.

Stunden später findet die Polizei die Leiche des Deutsch-Iraners. Er nahm sich auf der Flucht das Leben. Zuvor hatte ihn die Polizei gestellt. "Gegen 20.30 Uhr hatte demnach eine Streife der Münchner Polizei nördlich des Olympia-Einkaufszentrums Kontakt zum mutmaßlichen Täter. Als Reaktion auf die Ansprache der Beamten zog er unvermittelt seine Schusswaffe, hielt sie sich an den Kopf und erschoss sich", heißt es in einer Polizeimitteilung. Er hatte eine illegal erworbene 9mm-Glock bei sich - und im Rucksack noch über 300 Schuss Munition.

--> Bericht auf "Spiegel Online"

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