Reutlingen: Täter und Opfer waren ein Paar

Schieszerei im Rockermilieu
Schieszerei im RockermilieuAPA/Sebastian Willnow
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Ein 21-jähriger Asylwerber hatte eine 45-jährige Frau getötet und dann fünf weitere Menschen verletzt. Die beiden hatten monatelang in einem Imbiss zusammengearbeitet - und waren auch privat ein Paar.

Mit einem Döner-Messer (nicht wie zunächst von deutschen Medien berichtet mit einer Machete) hat ein Mann in Reutlingen in Baden-Württemberg eine Frau getötet und fünf weitere Menschen verletzt. Der Mann wurde kurz nach der Tat am Sonntag festgenommen und befindet sich schwer verletzt im Krankenhaus, sagte ein Polizeisprecher. Anhaltspunkte für einen terroristischen Anschlag gebe es nicht. Der Tat ging ein Streit zwischen dem 21-jährigen polizeibekannten Asylbewerber und der Frau voraus.

Ein Autofahrer stoppte den mutmaßlichen Täter. Er habe den flüchtenden Angreifer mit seinem Auto bewusst gerammt, bestätigte ein Polizeisprecher. Der Mann stürzte zu Boden, Polizisten nahmen ihn fest. Der Autofahrer hatte die Bluttat zuvor gesehen und sein Auto auf den Angreifer gesteuert.

Der Mann und die getötete 45-Jährige hatten vor der brutalen Attacke monatelang in einem Imbiss zusammengearbeitet - und waren auch privat ein Paar, teilten Polizei und Staatsanwalt am Montag mit. Der polizeibekannte 21-Jährige soll psychische Probleme haben. "Er wurde vernommen und kann nur teilweise Angaben zum Tatablauf machen", sagte ein Polizeisprecher. Die Frau stamme aus Polen. Berichte über eine Schwangerschaft des Opfers bestätigte die Polizei nicht.

Polen organisieren Trauermarsch

Das Zimmer des Verdächtigen in einer Flüchtlingsunterkunft in Reutlingen sei durchsucht worden. Die Polizei berichtete bereits kurz nach der Tat in einer Mitteilung, dass es sich "um einen 21-jährigen Asylbewerber aus Syrien" handle. Einen Zusammenhang zwischen der Herkunft und der Tat sehen die Ermittler nach eigenen Angaben nicht.

"Wir trauern mit den Angehörigen der getöteten Frau in Reutlingen und sind in Gedanken bei den Angehörigen der Verletzten von Reutlingen und Ansbach", sagte Vize-Regierungssprecherin Ulrike Demmer am Montag in Berlin. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die derzeit zu Hause in der Uckermark sei, werde laufend über die Ermittlungen informiert. Kanzleramtschef Peter Altmaier (CDU) stehe in Kontakt mit den Sicherheitsbehörden.

Für die in Reutlingen getötete 45-jährige Frau wollen Polen einen Trauermarsch in der Stadt organisieren. An diesem Samstag solle ihr schweigend gedacht werden, berichtete die polnische Nachrichtenagentur PAP. Dafür war bei der Stadt zunächst keine Bestätigung zu erhalten.

Die fünf Verletzten in Reutlingen standen nach bisherigen Ermittlungen in keiner Beziehung zum Täter. Der Verdächtige war der Polizei bekannt: wegen Körperverletzung, Diebstahls und Drogenbesitzes. Bei der tödlichen Attacke verwendete er den Ermittlern zufolge ein 30 bis 40 Zentimeter langes Dönermesser.

Tat auf offener Straße in der Innenstadt

Die Bluttat geschah den Angaben zufolge auf offener Straße in der Reutlinger Innenstadt am Zentralen Omnibusbahnhof. Zahlreiche Passanten wurden Augenzeugen des Mordes. Wie die Polizei mitteilte, schlug der 21-jährige Verdächtige dann auf seiner Flucht mit dem Messer die Scheiben eines Autos ein, in dem sich eine 51-jährige Frau sowie ein 41-jähriger Mann befanden. Bei dem Angriff erlitt die Frau Schnittwunden am Unterarm, der Mann trug einen Schock davon. Beide wurden stationär behandelt.

Im Anschluss verletzte der Täter einen 23-jährigen Mann in einer Gaststätte im Gesicht, in einem anderen Lokal schlug der 21-Jährige offenbar mehrfach mit dem Döner-Messer auf einen Holztisch ein, zwei weitere Frauen wurden verletzt.

(APA/dpa)

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