18 Tote bei Bandenkämpfen in brasilianischem Gefängnis

Enthauptungen, Feuertod und Geiselnahmen: Häftlinge zweier Banden gingen aufeinander los. In Brasilien steuern Gangs die Verbrechen außerhalb der Haftanstalten.

Bei Kämpfen zwischen rivalisierenden Banden sind in Brasilien Medienberichten zufolge 18 Häftlinge in einem Gefängnis im Norden des Landes getötet worden. Wie der Chef der Justizbehörde des Bundesstaats Roraima, Uziel de Castro, am Montag in einer Pressekonferenz mitteilte, starben in einem Gefängnis der Stadt Boa Vista zehn Häftlinge - die Polizei vor Ort hatte zunächst von 25 Toten gesprochen. Zudem seien nach Angaben des Justizministeriums des Bundesstaates Roraima 100 Angehörige zwischenzeitlich als Geiseln genommen worden.

Die Situation war offensichtlich sehr unübersichtlich. Bei einer weiteren Meuterei in einem Gefängnis in Porto Velho im (Bundesstaat Rondonia) starben mindestens acht Häftlinge. Die Behörden machen in beiden Fällen Konflikte zwischen den Banden Primeiro Comando da Capital (Erstes Kommando der Hauptstadt) und dem Comando Vermelho (Rotes Kommando) für die Eskalation verantwortlich.

Die Ausschreitungen in der Haftanstalt Monte Cristo in Boa Vista, Hauptstadt von Roraima, hatten den Berichten zufolge während der Besuchszeiten am Nachmittag (Ortszeit) begonnen, als eine Gruppe von Häftlingen von einem Trakt in den anderen einbrach. Sie seien mit Messern und Holzlatten bewaffnet gewesen, berichtete "O Globo" unter Berufung auf die Ehefrau eines Häftlings, die selbst dabei gewesen sein soll. Die Lage hatte sich am späten Abend schließlich beruhigt.

Land mit einer der höchsten Zahlen von Insassen

Die genauen Hintergründe des Streits zwischen den Häftlingen waren zunächst unklar. Nach Informationen des Portals "UOL" handelte es sich bei den Angreifern um Mitglieder der kriminellen Organisation Primeiro Comando da Capital (Erstes Kommando der Hauptstadt). Im Trakt 12 seien Mitglieder der Gang Comando Vermelho (Rotes Kommando) inhaftiert gewesen. Das Verbrechersyndikat Primeiro Comando da Capital aus Sao Paulo war bereits vor zwei Jahren hinter einem brutalen Gefangenenaufstand in einer Haftanstalt im Süden Brasiliens vermutet worden.

Brasilien ist eines der Länder mit der höchsten Zahl von Gefängnisinsassen weltweit. Die Haftanstalten sind meist überfüllt, die Zustände schlecht. In der Vergangenheit ist es deshalb schon mehrfach zu Ausschreitungen gekommen. Im September wurden nach einer Gefängnismeuterei in Jardinopolis mehr als 300 geflohene Häftlinge von der Polizei festgenommen.

Brasiliens Justizminister Jose Eduardo Cardozo hatte sich im vergangenen Jahr äußerst kritisch über die Lage in den Gefängnissen des Landes geäußert. In den Haftanstalten hätten oft kriminelle Organisationen das Sagen, die die Gewalt außerhalb der Gefängnismauern steuerten. "Die brasilianischen Gefängnisse sind wahre Schulen des Verbrechens", räumte Cardozo vor einem Parlamentsausschuss in Brasília ein.

(APA/dpa)

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