Wikileaks: Ecuador kappt Assanges Internet

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Südamerikanisches Land wirft WikiLeaks Einmischung in US-Wahl vor.

Wien/Washington. Am Samstag um 17 Uhr Londoner Ortszeit war Schluss: Ecuadors Botschaft kappte den Internetzugang von WikiLeaks-Gründer Julian Assange, der sich in der Vertretung des lateinamerikanischen Landes aufhält. Am Dienstag lieferte die Botschaft die Begründung dafür: Die Enthüllungsplattform habe Dokumente veröffentlicht, die die US-Wahl beeinflussten. Es sei jedoch ein Grundsatz der ecuadorianischen Regierung, sich nicht in die Angelegenheiten anderer Staaten oder Wahlprozesse einzumischen und keine bestimmten Kandidaten zu unterstützen. Ecuador halte aber weiter am Asyl für den 45-jährigen Assange fest.

Der Australier lebt seit 2012 in einem Zimmer auf dem Botschaftsareal. So will er sich einer Auslieferung nach Schweden entziehen, wo er wegen Vergewaltigung angeklagt ist. Mit dem Abschalten des Internets reagierte Ecuador auf Veröffentlichungen von Dokumenten über US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton. Hacker hatten die Daten in der Parteizentrale der Demokraten erbeutet.

USA verdächtigen Russland

Samstagnachmittag hat die Enthüllungsplattform drei bezahlte Reden der Politikerin publiziert, die sie vor ihrer Kandidatur bei der Investment Bank Goldman Sachs hielt. Kritiker werfen Clinton vor, zu enge Beziehungen zur Wall Street zu unterhalten. Zudem begann WikiLeaks vor mehr als einer Woche, tausende E-Mails aus dem privaten Google-Konto von Clintons Wahlkampfchef, John Podesta, zu veröffentlichen. Die Demokraten beschuldigen Russland, außer hinter diesen Hackattacken auch hinter Cyberangriffen auf politische Einrichtungen in den USA zu stehen. Damit wolle Moskau den Wahlkampf zugunsten des Republikaners Donald Trump beeinflussen und mache gemeinsame Sache mit WikiLeaks. US-Vizepräsident Joe Biden drohte Russland bereits mit Konsequenzen.

WikiLeaks holte zum Gegenschlag aus: US-Außenminister John Kerry habe Druck auf Ecuador ausgeübt, die Enthüllungen zu unterbinden. Zwar sei die US-Regierung über WikiLeaks besorgt, habe aber nichts mit dem Vorgang zu tun, so Washington. (maka/ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.10.2016)

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