"Prediger ohne Gesicht": IS-Anwerber in Deutschland verhaftet

Das Haus der Verdächtigen Abu Walaa in Tönisvorst im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen.
Das Haus der Verdächtigen Abu Walaa in Tönisvorst im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen.APA/AFP/dpa/MARIUS BECKER
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Fünf Männern wird vorgeworfen, mindestens einen Mann nach Syrien geschleust zu haben. Der Prediger Abu Walaa soll eine zentrale Rolle gespielt haben.

Abu Walaa nannte sich Ahmad Abdelaziz A., der 32-jährige Iraker. Sein Gesicht zeigte ernicht. Seit Jahren gehört er zu den einflussreichsten Predigern der radikalen deutschen Salafisten-Szene. Der hessische Verfassungsschutz sah den Iraker bereits 2012 als zentrale Figur eines größeren "Missionierungsnetzwerks". Nun ist er verhaftet worden, gemeinsam mit vier mutmaßlichen Komplizen.

Die Männer hätten ein Netz gebildet, um junge Muslime für den Jihad zu gewinnen und bei der Ausreise nach Syrien zu unterstützen, erklärte die Bundesstaatsanwaltschaft am Dienstag in Karlsruhe.

Nach Angaben der deutschen Bundesanwaltschaft war Abu Walaa Anführer der Gruppe. Aus Sicherheitskreisen verlautete, dass der Iraker schon seit mindestens einem Jahr unter Beobachtung der Behörden stand. Er predigte in einer Moschee in Hildesheim, die Ende Juli durch eine Razzia in die Schlagzeilen geraten war.

Ideologischer Unterricht

Zwei weitere Beschuldigte, ein 50-jähriger Türke und ein 36 Jahre alter Deutsch-Serbe, hätten den Ausreisewilligen Arabisch beigebracht und sie in der radikalislamischen Lehre unterrichtet. "Der Unterricht diente dazu, die ideologischen und sprachlichen Grundlagen für eine zukünftige Tätigkeit beim IS, insbesondere für die Teilnahme an Kampfhandlungen, zu schaffen", erklärte die Bundesanwaltschaft.

Abu Walaa habe die Ausreisen gebilligt und organisiert. Mit der konkreten Umsetzung habe er zwei weitere Beschuldigte, einen 27 Jahre alten Deutschen und einen 26-jährigen Kameruner, beauftragt. Auf diese Art habe das Netz nachweislich mindestens einen jungen Mann mit seiner Familie zum IS nach Syrien geschleust. Die Beschuldigten würden am Dienstag und Mittwoch dem Haftrichter beim Bundesgerichtshof vorgeführt.

"Behörden sind wachsam und konsequent"

Der deutsche Justizminister Heiko Maas sprach von einem wichtigen Schlag gegen die extremistische Szene in Deutschland. "Die Festnahmen zeigen: Unsere Ermittlungsbehörden sind wachsam und gehen sehr konsequent gegen Terrorverdächtige vor."

Die "Süddeutsche Zeitung" sowie NDR und WDR berichteten, die Sicherheitsbehörden hätten schon länger beobachtet, dass es nach Islamseminaren Abu Walaas in einer Moschee in der Hildesheimer Nordstadt zu Ausreisen in Richtung Syrien gekommen sei.

Maßgeblichen Anteil an den Verhaftungen hätten die Aussagen eines IS-Rückkehrers, der sich nach einem mehrmonatigen Aufenthalt in Syrien von den Extremisten losgesagt habe. Er habe Abu Walaa in einem Interview als "die Nummer 1 des IS in Deutschland" bezeichnet. Ein Sprecher der Bundesanwaltschaft wollte sich nicht dazu äußern, ob die Behörde Abu Walaa tatsächlich so weit oben in der IS-Hierarchie einstuft.

(APA/Reuters/dpa)

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