Samstagnacht ereigneten sich in der Millionenmetropole zwei Explosionen in der Nähe des Besiktas-Stadions, eine wurde durch einen Selbstmordattentäter verursacht.
Der türkische Innenminister Süleyman Soylu hat beim Begräbnis der getöteten Polizisten den Attentätern Rache geschworen. "Früher oder später werden wir unsere Vergeltung bekommen. Dieses Blut wird nicht ungesühnt bleiben, egal was der Preis, egal was die Kosten sind", erklärte Soylu am Sonntag im Istanbuler Polizeihauptquartier. Der Innenminister warnte zugleich all jene, die den Attentätern in Sozialen Medien ihre Sympathie und Unterstützung ausgesprochen hatten.
Ein Anschlag hat am Samstagabend das Zentrum der türkischen Millionenmetropole Istanbul erschüttert: Bei zwei Explosionen nahe dem dem Besiktas-Stadion im europäischen Teil der Stadt sind mindestens 38 Menschen, davon 27 Polizisten getötet und 166 verletzt worden, wie der türkische Innenminister Süleyman Soylu am Sonntag vorläufig bilanzierte. Zunächst hatte Soylu am Samstag nur von 20 Verletzten gesprochen. Besiktas ist auch ein bei Einheimischen aber auch Touristen beliebtes Ausgehviertel.
Die Explosionen ereigneten sich rund zwei Stunden nach dem Ende eines Spiels der Heimmannschaft Besiktas gegen Bursaspor, nachdem sich die Fangruppen größtenteils bereits wieder aufgelöst hatten. Die erste, sie wurde nach den Erkenntnissen der Ermittler durch eine Autobombe verursacht, galt offenbar einem Polizeibus, es dürfte sich also um einen gezielten Anschlag auf die Sicherheitskräfte gehandelt haben. Rund 45 Sekunden später hat sich dann offenbar im nahegelegenen Mackka-Park ein Selbstmordattentäter in einer Gruppe Polizisten in die Luft gesprengt, die denn Mann gerade stoppen wollten. Diese zweite Explosion war von den Behörden, die eine Nachrichtensperre verhängt hatten, erst nach einiger Zeit bestätigt worden. Erste Medienberichte, dass sie sich am zentralen Taksim-Platz ereignet hat, erwiesen sich allerdings als unzutreffend.
Die erste, offenbar besonders heftige Detonation war Zeugen zufolge in weiten Teilen der Millionenmetropole zu hören, auch im asiatischen Teil der Stadt jenseits des Bosporus. Ein CNN-Reporter berichtete von wackelnden Gebäuden. Bekannt hat sich zunächst niemand zu den Anschlägen, es kommen im Lichte der jüngsten Attentate in der Türkei aber vor allem zwei Gruppen in Betracht: die Terrormiliz IS und die kurdische PKK.
"Die Pfeile zeigen auf PKK"
Der stellvertretende Ministerpräsident Numan Kurtulmus erklärte gegenüber CNN Turk, dass die türkische Regierung von einem Anschlag der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans ausgehe. "Die Pfeile zeigen auf PKK. Allerdings liefen die Untersuchungen noch, und aktuell könnten noch keine definitiven Aussagen zur Täterschaft gemacht werden, so der Vizepremier.
Dass bei dem Bombenanschlag ein Fahrzeug verwendet wurde, deute auf die PKK hin, sagte Kurtulmus laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu. Es seien zwischen 300 und 400 Kilogramm Sprengstoff verwendet worden. "Wo das Auto in die Luft gesprengt wurde, ist ein Graben entstanden, und das Auto gibt es nicht mehr", sagte Kurtulmus. "Es ist völlig zerstört worden. Es ist ein riesiger Krater entstanden."
Explosion in weiten Teilen der Stadt zu hören
Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan bezeichnete die Anschläge als „abscheulich“. Ziel sei es offenbar gewesen, so viele Menschen wie möglich zu töten. Die Bevölkerung von Istanbul hätte wieder einmal „das hässliche Gesicht des Terrorismus“ miterlebt, der „Werte und Moral mit Füßen tritt“. Türkische Staatsmedien berichten, dass sich Erdogan zum Zeitpunkt des Anschlags im Istanbuler Vorort Tarabya aufhielt. Im Dolmabahce-Palast, der ganz in der Nähe des Stadions liegt, hat Regierungschef Binali Yildirim seine Istanbuler Büros.
Der Fußballclub Besiktas verurteilte auf Twitter den Anschlag:
(APA/Reuters/kb/hd)