Tupolew-Absturz: „Die Flügelklappen, zur Hölle!“

SOCHI RUSSIA DECEMBER 28 2016 Flowers and candles in memory of the Tupolev Tu 154 crash victims
SOCHI RUSSIA DECEMBER 28 2016 Flowers and candles in memory of the Tupolev Tu 154 crash victimsimago/ITAR-TASS
  • Drucken

Die letzten Worte der Piloten des vor Sotschi im Meer zerschellten russischen Flugzeugs deuten auf einen Defekt hin.

Moskau/Sotschi. Suchkräfte haben am Mittwoch den zweiten Flugschreiber der am Sonntag vor Sotschi kurz nach dem Start mit 92 Insassen ins Schwarze Meer gestürzten russischen Passagiermaschine Tupolew Tu-154 des Militärs gefunden. Allerdings meldete die BBC unter Berufung auf Quellen im Umfeld der Ermittler, dass man bereits auf dem am Dienstag gefundenen Flugschreibermodul Hinweise zur Unfallursache gefunden habe: Es könnte ein Problem mit den Flügelklappen (auch: Landeklappen, Auftriebshilfen) gewesen sein – also mit den länglichen Klappen an der Rückseite der Tragflächen, die vor allem dazu dienen, bei Start, Landung und niedrigem Tempo den Luftwiderstand und so den Auftrieb zu erhöhen.

Der Hinweis ergebe sich aus einer aufgezeichneten Konversation der Piloten unmittelbar vor dem Crash rund zwei Minuten nach dem Start. So meldet der Kopilot zunächst eine Geschwindigkeit von „300“ – die Russen verwenden als Einheit der Fluggeschwindigkeit meist km/h; 300 km/h aber sind kurz nach dem Abheben ungewöhnlich langsam. Tatsächlich heißt es, dass die Maschine nur zäh an Höhe gewonnen habe.

Dann meldet der Kopilot, das Fahrgestell sei eingefahren, gleich darauf kommt ein Fluch, in etwa: „Oh, verdammt!“ Ein Alarm tönt, jemand ruft: „Die Flügelklappen, zur Hölle!“ Und: „. . . der Höhenmesser!“ Am Ende folgt: „Commander, wir fallen!“

Verhängnisvolle 180-Grad-Kehre

Möglicherweise haben sich die Klappen auf einer Seite verklemmt und konnten nicht eingefahren werden, was erklären würde, wieso der Jet unmittelbar vor dem Absturz eine 180-Grad-Kehre machte. Damit muss er, der sowieso langsam geflogen ist, weiter an Geschwindigkeit verloren haben, der Auftrieb wurde zu schwach, die 33 Jahre alte Tupolew, die nach Syrien fliegen wollte, fiel ins Meer. Niemand überlebte. An Bord waren unter anderem 64 Mitglieder des berühmten Alexandrow-Chors der Armee und Journalisten.

Ein Terrorakt wird bisher ausgeschlossen, es hat sich zu einem solchen auch noch niemand bekannt. (ag./red.)

(Print-Ausgabe, 29.12.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Taucher auf der Suche nach dem Flugschreiber.
Weltjournal

Zweiter Flugschreiber der abgestürzten Tupolew gefunden

Russische Ermittler erhoffen sich Hinweise auf Unglücksursache. Am Dienstag hatten Suchteams bereits die Blackbox aufgetaucht.
Vor der Küste suchten Rettungsmannschaften nach Opfern des Absturzes und Wrackteilen.
Weltjournal

Tupolew-Absturz: Intensive Suche nach Flugzeugresten

Experten haben die Blackbox der russischen Militärmaschine, die auf dem Flug nach Syrien verunglückte, gefunden.
Suche nach Absturz der Tupolew Tu-154
Weltjournal

Black Box der abgestürzten Tupolew gefunden

Bei dem Absturz eines russischen Flugzeugs über dem Schwarzen Meer dürften vermutlich alle 92 Insassen ums Leben gekommen sein. Noch ist die Unfallursache nicht geklärt.
Bestürzung in Moskau: Eine Frau zündet eine Kerze für die verunglückten Passagiere der TU-154 an.
Weltjournal

Tupolew-Absturz: Geheimdienst schließt Attentat aus

Bei dem Flugzeugunglück auf dem Weg nach Syrien wird ein Motorschaden als eine mögliche Ursache genannt.
Blumen am Pier der Küstenstadt Sotschi am Schwarzen Meer.
Weltjournal

Tupolew-Absturz: Erste Opfer nach Moskau gebracht

Am Montag suchten Rettungskräfte nach weiteren der 92 Opfer im Schwarzen Meer. Der Rumpf wurde in 27 Metern Tiefe entdeckt. Ein Anschlag wird derzeit ausgeschlossen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.