Spanien: Scharia-Gericht verurteilte Frau zum Tode

Muslim pilgrim throw pebbles at a stone pillar representing the devil, during the Hajj pilgrimage in
Muslim pilgrim throw pebbles at a stone pillar representing the devil, during the Hajj pilgrimage in (c) AP (Hassan Ammar)
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Die katalonische Polizei hat neun fundamentalistische Muslime festgenommen, die eine Frau wegen angeblichem Ehebruchs hinrichten wollten. Die Frau konnte kurz vor ihrer Hinrichtung zur Polizei flüchten.

In der nordostspanischen Region Katalonien hat die Polizei eine aus fundamentalistischen Muslimen bestehende Bande zerschlagen, die eine angebliche Ehebrecherin nach den Gesetzen der Scharia zum Tode verurteilt hatte. Wie die spanische Zeitung "El Pais" am Dienstag online berichtet wurden neun Personen festgenommen.

Ein Untersuchungsrichter in Tarragona hielt die Aussagen der Frau für glaubwürdig und ordnete die Festnahme von neun aus Nordwestafrika stammenden Personen an, die der ultrakonservativen islamischen Strömung des Salafismus anhängen. Ihnen wurde Freiheitsberaubung, Mordversuch und die Bildung einer illegalen Vereinigung vorgeworfen.

Salafismus

Die Salafisten berufen sich auf die "Al-Salaf al-Salih" ("Verehrenswürdige Vorfahren"), die frühen Anhänger des Propheten Mohammed, die genau im Einklang mit dem "wahren Islam" gelebt haben sollen. Alles, was von dieser "reinen Lehre" abweicht, jegliche Innovation oder Reform, ist für Salafisten ein Vergehen an der religiösen Wahrheit und muss entfernt werden.

Familie billigte Hinrichtung

Die Verdächtigen, die offenbar über große Autorität innerhalb ihrer Gemeinschaft verfügen, hatten ein "islamisches Gericht" gebildet. Dieses befand, dass die ebenfalls aus Nordafrika stammende Frau ihrem Gatten untreu gewesen sei und daher hingerichtet werden müsse. Auch die Familie der Frau billigte den Scharia-Prozess. Die Verurteilte wurde an einen abgelegenen Ort verschleppt. Sie konnte nach eigener Darstellung jedoch in einem unbewachten Moment fliehen und die Polizei um Hilfe bitten.

Laut "El Pais" ist der Salafismus in der katalonischen Provinz Tarragona merklich präsent. Allerdings sei bisher kein Fall von Scharia-Gerichtbarkeit bekanntgeworden, bei dem - wie in Saudi-Arabien oder Nigeria - Ehebrecher zum Tod durch Steinigung verurteilt wurden.

Kinderschänder in Saudi-Arabien geköpft

In Saudi-Arabien ist am Montag ein 21 Jahre alter Mann enthauptet worden, der fünf kleine Buben im Alter zwischen drei und sieben Jahren sexuell missbraucht und ein Kleinkind getötet hatte. Er hatte den dreijährigen Buben in der Wüste ausgesetzt, wo er verdurstete.

Der junge Mann war im vergangenen Winter geschnappt worden, nachdem er erfolglos versucht hatte, einen siebenjährigen Buben zu verschleppen. Das Kind konnte den Kinderschänder identifizieren. In Saudi-Arabien urteilen Richter auf der Grundlage einer puritanisch-konservativen Interpretation des islamischen Rechts ("Scharia")

Nach der Enthauptung wurde die Leiche auf dem zentralen Platz der Stadt Hail "gekreuzigt", wie das Innenministerium meldete. Der Leichnam sei für mehrere Stunden aufgehängt worden.

(Ag.)

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