Nacktscanner als Verstoß gegen Kinderporno-Gesetz?

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Archivbild: Körperscanner(c) AP (Cynthia Boll)
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Britische Kinderschützer sagen, die Körperscanner an Flughäfen verstoßen gegen das Verbot, Nacktfotos von Kindern zu machen. Bisher können britische Passagiere freiwillig entscheiden, ob sie sich scannen lassen.

Nach dem missglückten Terroranschlag auf ein Flugzeug wollen viele Länder und Flughäfen Körperscanner installieren, die Gegenstände auf der Körperoberfläche von Passagieren zeigen. Nicht nur Datenschützer kritisieren die Methode, sondern auch Kinderschützer: Die Nacktscanner würden gegen das britische Kinderschutzgesetz von 1978, sagen Aktivisten. Das Gesetz verbietet, unangemessene Bilder oder "Pseudo-Bilder" eines Kindes zu erstellen - genau das würde aber durch die Scanner gemacht, sagt Terry Dowty von Action for Rights of Children zur Zeitung "Guardian".

Datenschützer befürchten zudem, dass die Bilder von Passagieren an Dritte weitergegeben werden könnten - vor allem jene von Prominenten. Das Verkehrsministerium hat bestätigt, dass zumindest der Schutz der Kinder eine der Fragen sei, die vor einer flächendeckenden Einführung des Körperscanner geklärt werden müssten. Zum Schutz der Privatsphäre würden in der derzeitigen Testphase am Flughafen von Manchester die Bilder gleich nach dem Scan gelöscht, hieß es aus dem Ministerium. Außerdem soll das Bodenpersonal Fortbildungen durchlaufen.

60 neue Nacktscanner für Amsterdam

Großbritannien wird die Scanner auf dem Flughafen London Heathrow noch im Jänner einführen. Dies kündigte Innenminister Alan Johnson am Dienstag im Parlament an. Über die Zeit würden weitere Körperscanner eingesetzt.

Am Dienstag hat auch Italien seinen Willen kundgetan, Körperscanner auf den Flughäfen von Mailand und Rom zu installieren. Diese seien zwar ein Eingriff in die Privatsphäre der Passagiere, doch sie seien eine Garantie für Sicherheit, sagte Außenminister Franco Frattini. Auch in Deutschland wird ein Einsatz diskutiert. Am Donnerstag tagt eine Arbeitsgruppe der EU-Kommission, um über Sicherheitsmaßnahmen auf Flughäfen zu diskutieren. Dabei könnten die Körperscanner empfohlen werden.

Außerdem ist bekannt geworden, dass der Amsterdamer Flughafen 60 Körperscanner kaufen wird, die zusätzlich zu den 15 bereits vorhandenen eingesetzt werden. Von Schiphol war der verhinderte Flugzeugattentäter von Detroit in die USA gestartet.

Zwei Technologien

Im Gegensatz zu herkömmlichen Metalldetektoren sollen Nacktscanner auch feste und flüssige Sprengstoffe, Keramikmesser und andere nicht-metallische Gegenstände entdecken. Grundsätzlich gibt es zwei Technologien: Entweder arbeiten die Geräte mit Röntgenstrahlen oder mit Millimeterstrahlung, die auch Terahertzstrahlung genannt wird. Diese elektromagnetischen Wellen mit einer Bandbreite zwischen der von Radiowellen und Infrarot-Wärmestrahlung tasten die Oberflächenkonturen des Körpers unter normaler, leichter Kleidung ab. Dabei ist allerdings eine Analyse des Körperinneren oder von Gegenständen, die in Körperöffnungen verborgen sind, nicht möglich.

Terahertz-Geräte hätten nach Einschätzung von Experten auch den nigerianischen Attentäter nicht stoppen können. Die Apparate könnten weder Chemikalien noch leichte Kunststoffe entdecken, sagte der britische Abgeordnete Ben Wallace der "Daily Mail". Wallace hatte an der Entwicklung der Scanner für die Verteidigungsforschungseinrichtung QinetiQ mitgearbeitet.

Theoretisch könnten Geräte mit Röntgentechnologie mit einer höheren Strahlendosis ähnliche Bilder aus dem Inneren der Flugpassagiere liefern wie medizinische Geräte. Röntgenstrahlen bergen allerdings vor allem bei häufiger oder hoch dosierter Anwendung gesundheitliche Risiken.

(Ag./Red.)

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