"Ein Tag ohne uns": Italiens Migranten im Streik

Italiens Migranten im Streik
Italiens Migranten im Streik(c) REUTERS (ALESSANDRO GAROFALO)
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Erstmals sind in Italien viele Migranten in den Streik getreten, um auf ihre Bedeutung für Italiens wirtschaftliches und soziales System hinzuweisen. Die Regierung betreibe "institutionellen Rassismus", so der Vorwurf.

Zum ersten Mal in Italien sind am Montag viele der im Land lebenden Migranten in den Streik getreten. Demonstrationen und Veranstaltungen wurden in 60 italienischen Städten organisiert, um die Bedeutung der Migranten für Italiens wirtschaftliches und soziales System hervorzuheben. "Ein Tag ohne uns" lautet der Slogan der Aktion. Ähnliche Initiativen sind zur gleichen Zeit in Frankreich, Spanien und Griechenland geplant.

Der spontan organisierten Initiative schlossen sich die italienischen Gewerkschaften sowie mehrere Oppositionsparteien und Menschenrechtsverbände an. "Die Migranten wollen zeigen, dass sie auch in diesem Land leben und für Italien absolut wichtig sind. Ich hoffe, dass die Gemeinschaft begreifen wird, dass es keine glaubwürdigen Alternativen zur Integration gibt", sagte ein Gewerkschaftssprecher.

"Diese Regierung betreibt institutionellen Rassismus"

Beim "Streik der Einwanderer" demonstrierten nach Angaben der Organisatoren allein in Neapel 24.000 Menschen, in Bologna 10.000, in Mailand rund 2000 Menschen. Sie schwenkten gelbe Fahnen und riefen Slogans gegen die Regierung von Silvio Berlusconi und seine Einwanderungspolitik, die sie als ausländerfeindlich kritisierten. "Diese Regierung betreibt institutionellen Rassismus. Wir zahlen Steuern wie alle Italiener und verdienen Respekt", sagte eine mexikanische Migrantin. "Viele Völker, ein einziger Kampf" und "Migration ist kein Verbrechen", war auf einigen Transparenten zu lesen.

Die Initiative in Italien wurde als Solidaritätsaktion über das Internet gestartet, nachdem es Anfang Jänner in Süditalien zu einem Aufstand Tausender Wanderarbeiter gekommen war. Damals hatten in Rosarno an der Westküste Kalabriens etwa 2000 zumeist afrikanische Immigranten gegen ihre unmenschlichen Lebensbedingungen protestiert. In der Folge war es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Einwanderern und Bevölkerung gekommen. Medien berichteten von einer regelrechten "Jagd auf Schwarze".

Sozialminister Maurizio Sacconi kündigte einen nationalen Integrationsplan an. Er soll die Initiativen von Regierung, Kommunen und Verbänden bündeln, mit denen die Eingliederung der Einwanderer verbessert werden soll. Insgesamt leben 4,279 Millionen Ausländer in Italien.

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