Zahl antisemitischer Straftaten weltweit verdoppelt

Zahl antisemitischer Straftaten weltweit
Zahl antisemitischer Straftaten weltweit(c) AP (JENS MEYER)
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1129 gewaltsame Vorfälle hat die Universität von Tel Aviv im vergangenen Jahr registriert. In Großbritannien und Frankreich waren es besonders viele. In Österreich gab es 22 antisemitische Vorfälle.

Die Zahl gewaltsamer antisemitischer Vorfälle hat sich im vergangenen Jahr weltweit mehr als verdoppelt. Dies geht aus einer Studie hervor, die die Universität von Tel Aviv am Sonntag veröffentlichte. Im Verlauf des Jahres 2009 seien insgesamt 1129 gewaltsame Vorfälle registriert worden, hieß es in der Mitteilung. Dies seien mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr - 559.

Die größte Zahl gewaltsamer antisemitischer Akte wurde mit 374 (2008: 112) in Großbritannien verzeichnet. In Frankreich waren es 195, fast viermal so viele wie im Vorjahr (50). Bezüglich Österreich heißt es, es habe einen Anstieg von 0 auf 22 Vorfälle gegeben. In der Studie wird auch darauf hingewiesen, dass in Österreich die "extreme Rechte beeindruckende Wahlerfolge erzielt" habe.

In Deutschland ist die Zahl der Straftaten nach der Statistik der Universität im vergangenen Jahr zwar auf 33 gefallen (2008: 82). Allgemein sei die Verunsicherung in den jüdischen Gemeinden in Deutschland jedoch stark gestiegen, sagte eine der Mitarbeiterinnen der Studie, Sarah Rembiszewski. Die Delegitimierung des Staates Israel sei inzwischen salonfähig geworden. "Es ist das Gefühl der Unsicherheit, es ist unangenehm, wenn man es wagt, für Israel auch nur Partei zu nehmen."

Anstieg wegen Gaza-Krieg?

Als Erklärung für den Anstieg führte die Studie den Gaza-Krieg zur Jahreswende 2008/2009 an, bei dem etwa 1400 Palästinenser getötet und etwa 5500 weitere verletzt wurden. "Die Intensität und die Art der Welle, die im Jänner 2009 begann, weist auf eine geplante Mobilisierung von radikalen Linken und muslimischen Einwanderergemeinden hin", hieß es in der Studie. Dabei seien eine "Reihe antisemitischer Instrumente verwendet worden, darunter die Gleichstellung von Juden und Israelis". Dies diene dazu, "den Staat Israel und das jüdische Volk als eine Einheit zu delegitimieren".

Zu den Gewaltakten kämen Hunderte von Drohungen, Beleidigungen, feindliche Graffiti-Aufschriften und Spruchbänder bei Demonstrationen hinzu. Man gehe von einer noch höheren Dunkelziffer aus. Insgesamt sei es das schlimmste Jahr antisemitischer Gewalt seit Beginn der Beobachtung solcher Übergriffe vor zwei Jahrzehnten.

(Ag.)

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