Blizzard friert Nordosten der USA ein

(c) REUTERS (GARY HERSHORN)
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Während sich das winterliche Wetterchaos in Europa beruhigt, sind nun die USA und Kanada dran: Mehr als 2000 Flüge werden abgesagt. Zugstrecken sind unterbrochen. Sechs Bundesstaaten rufen den Notstand aus.

New York. Nach dem winterbedingten Wetterchaos in Europa, das in den vergangenen Tagen allerdings stark nachließ, ist nun der Nordosten der USA und Kanadas an der Reihe: Ein großräumiger Blizzard (Schneesturm) sorgt seit Sonntag mit starken, eisigen Winden und heftigem Schneefall mitten im Weihnachts- und Jahreswechselreiseverkehr für massive Behinderungen. Mehr als 2000 Flugverbindungen entfielen, auch Bahnlinien sind unterbrochen.

In manchen Gebieten gab es in der Nacht auf Montag mehr als 45 Zentimeter Schneefall; vorhergesagt sind mehr als 60 Zentimeter. Schneespitzenreiter sind derzeit die US-Bundesstaaten New York und New Jersey. Sechs US-Staaten, darunter Maine und Massachusetts, riefen den Notstand aus.

Die Zugsverbindungen zwischen New York City und dem weiter nördlich gelegenen Boston (Massachusetts) wurden am Sonntag gestrichen, fast alle Flughäfen in der Region wurden am Sonntag gesperrt, darunter auch die großen internationalen Flughäfen John F. Kennedy (New York) und Newark (New Jersey).

Auch AUA strich New-York-Flug

Allein die US-Fluglinie „Delta“ strich am Sonntag und in der Nacht auf Montag etwa 850 Flüge, was einem Sechstel des geplanten Aufkommens entspricht. „United Airlines“ setzte 110 Verbindungen aus, bei „American Airlines“, „Continental“ und „JetBlue“ waren es jeweils rund 260.

Die Flugausfälle betrafen auch Reisende in Europa und anderen Kontinenten. Ein Sprecher der Lufthansa etwa sagte, ein gutes halbes Dutzend Flüge von München, Düsseldorf und Frankfurt nach New York seien am Montag gestrichen worden. Man ging allerdings davon aus, dass der Kennedy-Airport in der Nacht auf heute wieder geöffnet wäre. Die AUA sagte den für Montag, 11.05h, geplanten Start von Wien nach New York ab; den Passagieren wurden Umbuchungen nach Washington oder Toronto (Kanada) angeboten.

Auch der Straßenverkehr wird von den eisigen Winden und dem starken Schneefall beeinträchtigt, es gab hunderte Unfälle, die aber meist glimpflich verlaufen sind. In New York wurden mehr als 2400 Mitarbeiter der Stadt eingesetzt, um Straßen und Gehsteige zu räumen, wegen Windgeschwindigkeiten von bis zu 90 Kilometern pro Stunde wurden starke Schneeverwehungen erwartet. In New York warnte Bürgermeister Michael Bloomberg die Menschen vor den Gefahren des Wetters: „Es ist schwer, bei so viel Wind stehen zu bleiben, vor allem, wenn der Boden glatt ist.“

Viele Bürger vor allem in ländlichen Regionen deckten sich mit Grundnahrungsmitteln wie Brot, Milch und Getränken sowie Brennholz und Kohle ein, auch Schneeschaufeln waren in vielen Geschäften ausverkauft.

„Eine Nation von Weicheiern!“

In Philadelphia (Pennsylvania) wurde wegen des Wetters am Sonntagabend ein Footballspiel zwischen den Philadelphia Eagles und den Minnesota Vikings abgesagt – was heftige Kritik angesichts der Tatsache hervorrief, dass Footballspielen im Schnee als „besonders männlich“ gilt. „Das ist ja wohl ein Witz“, schimpfte sogar der Gouverneur von Pennsylvania, Ed Rendell, ein Demokrat und Fan der „Eagles“, „wir werden zu einer Nation von Weicheiern!“

Lexikon

Blizzards sind Schneestürme mit Geschwindigkeiten von mehr als 56km/h, über drei Stunden Dauer und einer Reduktion der Sichtweite auf maximal 400m. Sie entstehen durch polare Kaltluftströme.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.12.2010)

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