"Designerbaby" soll Geschwistern das Leben retten

(c) EPA (National Geographic Channel)
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Die Geburt des ersten französischen „Designerbabys“ erregt die Gemüter weit über die Landesgrenzen hinaus: Die Stammzellen des Kindes sollen dabei helfen, eine genetisch bedingte Bluterkrankung zu heilen.

Paris/Aga. Was in Deutschland derzeit eine heftige Debatte auslöst, soll in Frankreich Leben retten: der künstlich erzeugte Embryo. Die Geburt des ersten französischen „Designerbabys“ erregt daher auch die Gemüter weit über die Landesgrenzen hinaus. Zum einen soll das Kind, das vor wenigen Tagen in einem Krankenhaus im Pariser Vorort Béclère geboren wurde und den türkischen Namen für Hoffnung Umut-Talha trägt, seinen Geschwistern helfen. Diese leiden an Beta-Thalassämie, einer genetisch bedingten, potenziell tödlichen Bluterkrankung. Zum zweiten haben die Eltern von Umut-Talha nun endlich ein gesundes Kind zur Welt gebracht.

Nach einer künstlichen Befruchtung hatten die Ärzte zuvor mithilfe der Präimplantationsdiagnostik (PID) einen Embryo ausgewählt, der den Gendefekt nicht aufwies und genetisch am besten zu seinen Geschwistern passte. Das Blut aus Umut-Talhas Nabelschnur soll nun für die Stammzellentherapie von zumindest einem älteren Bruder dienen und damit zu dessen Heilung beitragen. „Wir akzeptieren einfach die Tatsache, dass nicht alles, was aus der Natur kommt, gut ist. Man kann das Schicksal beeinflussen“, sagte dazu der leitende Arzt René Frydman in einem Interview mit der Tageszeitung „Le Monde“.

Deutschland: Ethische Bedenken

Anders sehen das deutsche Politiker, Kanzlerin Angela Merkel eingeschlossen: In Deutschland ist die Auswahl von Embryonen – auch für solche Anwendungen – verboten. Derzeit ist eine heftige Debatte über die Methode der PID via Genanalyse in Gang: Abgeordnete des Bundestags wollen sie wegen genereller ethischer Bedenken verbieten. In einem Gesetzesentwurf heißt es: „Eine Gesellschaft, in der der Staat darüber entscheidet, welches Leben gelebt werden darf und welches nicht, verliert ihre Menschlichkeit.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.02.2011)

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