Die AKW Neckarwestheim I und Philippsburg I sind nach dem Moratorium der Regierung in der Nacht auf Donnerstag vom Netz gegangen. Der Block I in Philippsburg könnte nach drei Monaten wieder hochgefahren werden.
Die Explosionen im Atomkraftwerk Fukushima nach dem Jahrhundert-Beben in Japan haben auch eine neue Debatte um die Sicherheit der europäischen Atomkraftwerke losgetreten. Am Alten Kontinent stehen mehrere Atomkraftwerke in Gebieten mit mittlerer bis hoher Erdbebengefahr - und es sollen noch mehr werden. Ein Überblick über Europas Sorgenkinder von heute und morgen. (c) REUTERS (REUTERS TV)
Anfang der 1980er Jahre vom US-Konzern Westinghouse für das damalige kommunistische Jugoslawien errichtet und in den 1990er Jahren nachgerüstet, erfüllt das slowenische Atomkraftwerk moderne Sicherheitsstandards. Allerdings ist die Erdbebengefahr in ganz Slowenien erhöht. (c) EPA (Stringer)
Erst im Jahr 2004 ereignete sich im Westen des Landes - rund 100 Kilometer von Krsko entfernt - ein Erdstoß der Stärke 5 auf der Richter-Skala. Laut einer Expertise der Wiener Umweltanwaltschaft sollte trotz der erfolgten Nachrüstung "die Erdbebensicherheit der Anlage weiterhin untersucht werden (...), da diese nicht abschließend geklärt ist". (c) EPA (Stringer)
Als "akut erdbebengefährdet" wird zumindest von Atomgegnern das französische Atomkraftwerk Fessenheim im südlichen Elsass eingestuft. Einer Schweizer Studie zufolge wurde das Erdbebenrisiko beim Bau des Atomkraftwerks in den 1970er Jahren unterschätzt. (c) REUTERS (VINCENT KESSLER)
Die Experten weisen darauf hin, dass im nahe gelegenen Schweizer Basel im Jahr 1356 mit der Stärke 6,5 auf der Richter-Skala das stärkste Erdbeben in Mitteleuropa stattgefunden hat. Es sei daher nicht ausgeschlossen, dass ein Beben dieser Stärke in dem ebenfalls im seismisch aktiven Oberrheingraben liegenden Fessenheim stattfindet. Der Meiler dürfte einem solchen Erdstoß nicht standhalten. (c) REUTERS (VINCENT KESSLER)
Mittlere seismische Aktivität gibt es im nordfranzösischen AKW-Standort Chooz. In den beiden Atomreaktoren wurden vor zwei Jahren erhebliche Mängel bei den Sicherheitsventilen festgestellt. Der Kraftwerksbetreiber räumte damals ein, dass "das Funktionieren der Ventile im Fall eines Erdbebens nicht garantiert werden konnte". Die Mängel seien mittlerweile behoben worden, hieß es. Mossot
Das postkommunistische Land will sich als Atomproduzent für Südeuropa etablieren. Es gibt Pläne für ein gemeinsames Kraftwerk mit Kroatien: Der Meiler soll am albanischen Ufer des Skutarisees bei Shkoder entstehen. Doch für dieses Projekt gilt extreme Erdbebengefahr: Erst vor 30 Jahren wurde die dortige Küste von einem Erdbeben der Stärke 7 auf der Richter-Skala getroffen. Für das ganze Land gilt höchste Erdbeben-Gefahr. net_efekt
Europas gefährdete Atomkraftwerke
Nach dem Atom-Moratorium der deutschen Regierung sind die beiden ersten Reaktoren vom Netz. Der Energiekonzern EnBW schaltete in der Nacht auf Donnerstag wie angekündigt zwei seiner vier Atomreaktoren ab. Neckarwestheim I sei um 22.41 Uhr vom Netz gegangen, Philippsburg I um 4.28 Uhr, sagte in der Früh ein Unternehmenssprecher in Karlsruhe der Deutschen Nachrichtenagentur (dpa).
Damit folge die EnBW den Anordnungen des Umweltministeriums in Baden-Württemberg. Der Betriebszustand der Meiler sei nach dem Herunterfahren vergleichbar mit dem während einer Revision.
AKW-Philippsburg nur vorübergehend abgedreht?
Ältere deutsche AKW vorübergehend vom Netz genommen(c) APA-Grafik (Margret Schmitt)
Block I des Kernkraftwerks Neckarwestheim bei Heilbronn war seit dem Jahr 1976 in Betrieb und soll nun dauerhaft abgeschaltet bleiben. Block I in Philippsburg bei Karlsruhe ging 1979 ans Netz und könnte nach dem dreimonatigen Moratorium wieder hochgefahren werden.
Nach der Katastrophe in Japan hatte die deutsche Regierung gemeinsam mit den Ministerpräsidenten der deutschen Bundesländer mit Atomkraftwerken angekündigt, dass sieben Reaktoren, die vor dem Jahr 1980 ihren Betrieb aufnahmen, zumindest vorübergehend abgeschaltet werden.
