Fukushima: Brennstäbe fraßen Loch in Reaktorkessel

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Das nukleare Material sei schon zu Beginn der Katastrophe geschmolzen, muss die Betreibergesellschaft Tepco zugeben. In neun Monaten soll der Reaktor unter Kontrolle sein.

Neue Angaben vom Wochenende machen das Ausmaß der Schäden in der Atomruine Fukushima immer deutlicher. Die zum großen Teil geschmolzenen Brennstäbe sollen Löcher in den Boden eines der Reaktorkessel gefressen haben. Dies erschwert die Versuche, die Atomanlage unter Kontrolle zu bringen, hieß es.

Laut dem Betreiber Tepco dürften durch das nach dem Erdbeben und dem Tsunami entstandene heiße Gemisch aus Metall und Brennstoff im Boden des Reaktorbehälters Löcher entstanden sein. Deshalb dürfte der Reaktorbehälter nach Einschätzung eines mit der Krise befassten Regierungsberaters nicht wie geplant zur Kühlung mit Wasser geflutet werden.

Brennstäbe kurz nach Tsunami geschmolzen

Nach der vorläufigen Einschätzung von Tepco seien die Brennstäbe im Reaktor 1 bereits um 6.50 am Morgen des 12. März zum großen Teil geschmolzen und auf den Boden des Behälters gelangt. Der Reaktor hätte am Vortag bereits kurz nach dem Mega-Beben automatisch gestoppt werden sollen - aber dann kam der Tsunami. Der Kühlwasserstand sei bis zum oberen Teil der Brennstäbe gesunken, hieß es weiter. Am selben Abend gegen 18.00 Uhr habe die Temperatur begonnen, zu steigen. Gegen 19.30 Uhr habe dann die Beschädigung der Brennstäbe eingesetzt, von denen der größte Teil bis 6.50 des folgenden Morgens geschmolzen sei, wurde Tepco zitiert. Inzwischen wurde der Atomunfall auf die höchste Stufe sieben der internationalen INES-Skala eingestuft - ebenso wie Tschernobyl.

3000 Tonnen verseuchtes Wasser

Der Betreiber will die Lage in der Atomanlage in sechs bis neun Monaten unter Kontrolle bringen. Goshi Hosono, ein mit der Atomkrise beauftragter Berater von Ministerpräsident Naoto Kan, hält es jedoch für unausweichlich, dass der ursprüngliche Plan von Tepco zur Flutung des beschädigten Reaktorbehälters mit den geschmolzenen Brennstäben geändert wird. Tepco hatte zuvor im Untergeschoß des Gebäudes von Reaktor 1 schätzungsweise rund 3000 Tonnen wahrscheinlich hochgradig radioaktiv versuchten Wassers entdeckt, das vier Meter hoch gestanden sei.

Dies deute daraufhin, dass in den Reaktorkern gepumptes Wasser durch jene Löcher gelangte, welche die geschmolzenen Brennstäbe in den Boden gefressen haben sollen. Bei einer Flutung bestehe die Gefahr, dass verseuchtes Wasser ins Meer gelange, sagte Hosono am Sonntag nach Medienberichten. Die Regierung erwäge stattdessen Möglichkeiten, das zur Kühlung der Brennstäbe in den Reaktor gepumpte Wasser zu dekontaminieren, so dass es erneut benutzt werden kann, wurde Hosono von der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo weiter zitiert. Die Regierung halte dennoch am Zeitplan fest, die Reaktoren in sechs bis neun Monaten unter Kontrolle zu bringen.

(Ag.)

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