"Volle Verantwortung": Tepco-Chef muss gehen

Tepco Fukushima Shimizu
Tepco Fukushima Shimizu(c) dapd (Koji Sasahara/ap)
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Er übernehme die Verantwortung für die AKW-Katastrophe in Fukushima, sagt der scheidende Chef Shimizu. Das Unternehmen hat im vergangenen Geschäftsjahr einen Rekordverlust von zehn Milliarden Euro gemacht.

Mehr als zwei Monate nach Beginn der Atomkatastrophe in Fukushima muss der Chef des Kraftwerksbetreibers Tepco gehen. Als Topmanager habe er die volle Verantwortung zu übernehmen, sagte der 66-jährige Masataka Shimizu am Freitag in Tokio. Ein schweres Erdbeben gefolgt von einem Tsunami hatte zur größten Reaktorkatastrophe seit Tschernobyl vor 25 Jahren geführt. Bisher ist es nicht gelungen, die havarierten Reaktoren wieder unter Kontrolle zu bringen. Die Atomkatastrophe bescherte dem größten Energieversorger Japans einen Rekordverlust.

"Wir haben beschlossen, dass die Leitung die volle Verantwortung übernehmen sollte", begründete der schon lange umstrittene Shimizu seinen Rücktritt. Er hatte sich zwei Tage nach der Erdbeben- und Tsunamikatastrophe vom 11. März für die Havarie des AKW Fukushima entschuldigt. Danach war er krank geworden und wochenlang nicht zu sehen, während ein Tepco-Sprecher Tag für Tag neue Schreckensmeldungen über die Vorgänge in den Reaktoren verkünden musste. Erst am 11. April trat Shimizu wieder öffentlich auf. "Die Öffentlichkeit hat das Vertrauen in die Atomenergie verloren", stellte er am Freitag fest. Deshalb muss jetzt auch der Leiter von Tepcos Atomabteilung, Sakae Muto, seinen Hut nehmen.

Mehr als 10 Mrd. Euro Verlust

Laut Tepco soll Shimizu nach der Hauptversammlung Ende Juni durch den geschäftsführenden Direktor Toshio Nishizawa ersetzt werden. Es sei sein "Schicksal, in diesen schweren Zeiten unsere Bemühungen zu leiten", sagte der künftige Tepco-Chef. Auch er entschuldigte sich für die größte Atomkatastrophe seit dem Reaktorunglück von Tschernobyl vor 25 Jahren.

Der Verlust des Kraftwerksbetreibers für das abgelaufene Geschäftsjahr 2010/11 (per Ende März) beläuft sich auf 1,25 Billionen Yen (10,7 Mrd. Euro) und ist damit der höchste eines japanischen Unternehmens außerhalb der Finanzbranche. Eingerechnet sind die Kosten für die Stilllegung von vier der sechs Reaktoren von Fukushima sowie für die Reparatur von Wärmekraftwerken, deren Inbetriebnahme einen Engpass bei der Stromversorgung verhindern soll. Auch die Kosten für die Kühlung der Reaktoren und der Abklingbecken sowie für die Entsorgung von tausenden Kubikmetern kontaminierten Wassers wiegen schwer.

Um die Opfer von Fukushima schnell entschädigen zu können, erhält Tepco Vorauszahlungen vom Staat. Analysten zufolge könnten die Entschädigungszahlungen bis zu 10 Billionen Yen erreichen.

Keine Dividende für Aktionäre

Tepco werde die vier Reaktoren verschrotten, der Plan, zwei weitere zu bauen, sei hinfällig, teilte das Unternehmen mit. Einen Ausblick für das laufende Geschäftsjahr wagte Tepco nicht. Die Aktionäre werden keine Dividende erhalten. Dies war zuletzt 1951 der Fall, in dem Jahr, in dem Tokyo Electric Power gegründet worden war.

Der Wert der Tepco-Aktie an der Börse in Tokio sank am Freitag weiter. Seit der Erdbeben- und Tsunamikatastrophe vom 11. März, die den schweren Atomunfall in Fukushima auslöste, ging der Wert der Aktie bereits um mehr als 80 Prozent zurück.

(Ag./Red.)

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