Fukushima: Kernschmelze in drei Reaktoren

Fukushima Kernschmelze drei Reaktoren
Fukushima Kernschmelze drei Reaktoren(c) Reuters (HO)
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Nicht nur in Reaktor 1, auch in zwei anderen Reaktoren ist es laut Betreiber Tepco höchstwahrscheinlich zu einer teilweisen Kernschmelze gekommen.

Im japanischen Katastrophen-Kernkraftwerk Fukushima ist es höchstwahrscheinlich in zwei weiteren Reaktorblöcken zur teilweisen Kernschmelze gekommen. Wie die Betreiberfirma Tepco am Dienstag in Tokio mitteilte, gehe man davon aus, dass sich auch in den Reaktoren zwei und drei die Brennstäbe teilweise verflüssigt haben.

Bisher war Tepco davon ausgegangen, dass lediglich in Reaktor eins die Brennstäbe größtenteils geschmolzen seien und sich die Masse nun am Boden des Reaktordruckbehälters befinde. Bereits 60 bis 100 Stunden nach dem Erdbeben am 11. März dürfte aber laut AKW-Betreiber der größte Teil der Brennstäbe auch in den Reaktoren zwei und drei geschmolzen sein. Es sei aber durch die Einleitung von Wasser gelungen, die Schmelzmasse entsprechend zu kühlen und stabil zu halten, berichtete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo.

Damit wäre es in allen drei zum Zeitpunkt des Erdbebens in Betrieb befindlichen Reaktoren des AKW zur Kernschmelze gekommen. Grund für die verzögerte Information der Öffentlichkeit war nach Ansicht des Tokioter Politikprofessors Koichi Nakano die Angst vor einer Massenpanik. "Jetzt haben sich die Menschen an die Situation gewöhnt", sagte er. "Tepco hofft wahrscheinlich, dass die Reaktionen jetzt weniger dramatisch ausfallen." Das Wort Kernschmelze sei mit großen Ängsten verbunden. Es sei gut möglich gewesen, dass die Menschen versucht hätten, aus der Metropole Tokio zu fliehen.

Industrieminister Banri Kaieda kündigte an, dass die Atomkatastrophe nun auch von einem unabhängigen Gremium untersucht werden soll. Die zehnköpfige Kommission soll noch im Mai ihre Arbeit aufnehmen. Neben einer Untersuchung der Ursachen für das Fukushima-Desaster soll es auch darum gehen, wie solche Katastrophen in der Zukunft zu verhindern sind.

"Wochenlang an der Nase herumgeführt"

Kritik an Tepco ließ nicht lange auf sich warten: "Tepco hat die Weltöffentlichkeit wochenlang an der Nase herumgeführt, um das wahre Ausmaß der Reaktorkatastrophe zu vertuschen und herunterzuspielen. Damit wurden bewusst mögliche Schäden für die japanische Bevölkerung in Kauf genommen", sagte Niklas Schinerl, Atomsprecher von Greenpeace.

"Diese Vorgehensweise reiht sich nahtlos in eine lange Reihe von Lügen der Atomindustrie. Das hat auch in Europa System. Die Atomlobby vertuscht auch hier lieber Störfälle, anstatt die Menschen über die wahren Gefahren der Atomkraft zu informieren", so Schinerl. Greenpeace warnte angesichts der in Europa anstehenden AKW-Stresstests davor, den AKW-Betreibern "blind zu vertrauen", und forderte die Einbindung von unabhängigen Experten.

(Ag.)

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