Kroatien: Zehnte Gay-Pride-Parade endet friedlich

Kroatien: Zehnte Gay-Pride-Parade endet friedlich
Kroatien: Zehnte Gay-Pride-Parade endet friedlichGay-Pride-Parade in Zagreb (c) EPA (Antonio Bat)
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Am Samstag ist in der kroatischen Hauptstadt Zagreb Gay-Pride-Parade ohne besondere Vorkommnisse zu Ende gegangen. Aufgrund der Vorfälle in Split gab es erhöhte Alarmbereitschaft bei der Polizei.

Kroatien hat sich am Samstag von seiner friedlichen Seite gezeigt: Die Gay-Pride-Parade in der Hauptstadt Zagreb ging ohne größere Zwischenfälle über die Bühne, Szenen wie jene bei der Parade am vergangenen Wochenende in Split wiederholten sich nicht. Dass die Gay-Pride-Gegner keine Chance bekamen, ihre Meinung unverblümt kundzutun, ist offenbar den drohenden politischen Folgen für das Land aufgrund der Vorfälle in Split und der akribisch arbeitenden Polizei zuzuschreiben. So berichteten Medien von zahlreichen Festnahmen, etwa wegen "Zeigen des Mittelfingers" und beleidigenden Transparenten. An der Parade nahmen laut Organisatoren bis zu 4000 Menschen teil, laut Polizei 2000, darunter Politiker der Oppositionsparteien und zahlreiche Prominente.

Von Präsident Ivo Josipović gab es ein Gratulationsschreiben zur zehnten Parade. Auf die Ereignisse in Split Bezug nehmend sagte er: "Ich hoffe, dass die stille Mehrheit der Bürger, die das Recht auf Anderssein unterstützt, es nicht zulassen wird, dass eine laute und aggressive Minderheit sie vertritt." Diese aggressive Minderheit hatte am vergangenen Wochenende in Split die Anzahl von 10.000 Menschen, die die 200 bis 300 Teilnehmer des Umzugs mit Flaschen, Steinen und Feuerwerkskörpern angriffen. Fünf Menschen wurden verletzt, die Veranstaltung musste abgebrochen werden. Der Polizei wurde vorgeworfen, die Parade nicht genug geschützt zu haben - im Einsatz waren über 600 Polizisten. Die Ermittlungen gegen die Gegendemonstranten laufen noch immer.

Niederlande macht Druck auf Kroatien

Die niederländische Botschafterin in Kroatien, Stella Ronner-Grubacic, pocht wegen der Vorfälle auf ein Monitoring des EU-Beitrittskandidaten. Eines der größten Anliegen der Parade-Organisatoren, die Ehe oder die registrierte Partnerschaft für homosexuelle Paare, ging rund um die politische Auseinandersetzung jedoch beinahe unter. "Vor uns liegt das zweite Jahrzehnt und das Recht, dass unsere Liebe auch im gesetzlichen Rahmen akzeptiert wird", sagte einer der Veranstalter beim Abschluss der Parade.

In Kroatien gibt es zwei Gesetze in Bezug auf  Homo-, Bi- und Transsexuelle: Das Antidiskriminierungsgesetz und das Gesetz über die gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften. Die Kritik der Organisationen lautet, dass heterosexuelle Eheleute mit der Ehe 60 Rechte zugesprochen bekämen, während Homosexuelle lediglich eine Lebensgemeinschaft - die auch nicht offiziell eingetragen wird - eingehen könnten und damit bloß zwei Rechte erwürben. Diese sind Unterhalt für im Regelfall maximal ein Jahr, wenn einer der Partner keine zum Lebensunterhalt ausreichenden Einkünfte hat, sowie die Teilung von Besitz. Diese Rechte werden erst geltend, wenn die Partnerschaft auseinandergeht; diese muss über drei Jahre gedauert haben und vor Gericht beweisbar sein, sagte Gordan Bosanac von der Vereinigung Queer Zagreb der Zeitung "Vjesnik". Diese Rechte hat bisher noch kein Paar in Kroatien geltend gemacht.

(Ag.)

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