Keine Visa für afghanische Fußballerinnen

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Deutsche Botschaft in Kabul fürchtete offenbar, Sportlerinnen würden Asyl beantragen. Gerüchte, dass sie abspringen und Asyl beantragen würden sobald sie in Deutschland sind. scheint der Grund für die Weigerung.

Kopenhagen/Gam. Während die Fußballerinnen aus Nordkorea oder Äquatorialguinea in Deutschland um WM-Punkte kicken dürfen, stoppte die deutsche Visumbürokratie deren weniger renommierte Kolleginnen aus Afghanistan. Das afghanische Frauenteam hätte eine Reihe von Freundschaftsspielen in Dänemark austragen sollen. Doch die deutsche Botschaft in Kabul verweigerte den Spielerinnen das notwendige Schengen-Visum, um durch Europa zu reisen.

„Alles war bereit, Flugtickets, Hotels und Programm“, beklagt Christian Stadil, der Eigentümer der dänischen Sportbekleidungsfirma Hummel, die als Sponsor der Afghaninnen die Reise organisieren wollte. Die Spielerinnen hätten neben ihren Auftritten in Dänemark auch die WM in Deutschland besuchen sollen, allerdings nur auf den Zuschauerrängen. Da die dänische Botschaft in Kabul keine Visa ausstellt, beantragte das Team die Einreisegenehmigung bei der deutschen Vertretung, wurde jedoch abgewiesen.

Ablehnung von Frauensport

Nach Informationen der Zeitung „Berlingske Tidende“ sind Gerüchte, dass die Frauen abspringen und Asyl beantragen würden, sobald sie nach Deutschland oder Dänemark kämen, der Grund für die Weigerung. Die Botschaft habe von Hummel eine Garantie gefordert, dass es keine Überläufer geben werde. „Das konnten wir natürlich nicht geben“, sagt Stadil.

Er vermutet, dass die Gerüchte von den „starken Kräften“ gestreut wurden, die dagegen sind, dass Frauen Sport betreiben. Vor einem Jahr, als das afghanische Frauenteam an einem Turnier in Berlin teilnahm, hatte es weder Probleme mit den Visa noch mit Spielerinnen, die nicht zurückkehren wollten, gegeben. In Dänemark sorgte der deutsche Beschluss für Enttäuschung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.07.2011)

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