"Menschenopfer" auf hoher See? Schlepper in Haft

Archivbild: Ein Boot mit Migranten kommt auf der italienischen Insel Lampedusa an.
Archivbild: Ein Boot mit Migranten kommt auf der italienischen Insel Lampedusa an.(c) EPA (Ettore Ferrari)
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Fünf afrikanische Schlepper sollen auf der Fahrt nach Italien Migranten lebend ins Meer geworfen haben. Sie wurden auf Sizilien verhaftet.

Die sizilianische Polizei hat fünf afrikanische Mitglieder einer Schlepperorganisation wegen mehrfachen Mordes festgenommen. Die beiden Nigerianer und drei Ghanaer sollen im August zwischen Libyen und der italienischen Insel Lampedusa eine noch nicht bekannte Zahl von Migranten lebend ins Meer geworfen haben. Damit folgten sie einem Voodoo-Ritual, mit dem sie sich die Gunst der Geister für die Überfahrt sichern wollten, berichteten die Staatsanwälte der sizilianischen Stadt Agrigent.

380 Menschen befanden sich ursprünglich an Bord des Flüchtlingsbootes, das am 2. August unweit der libyschen Küste gesichtet wurde. Am folgenden Tag kamen Motorboote der italienischen Küstenwachse dem Boot zu Hilfe. An Bord befand sich die Leiche einer Person. Die überlebenden Flüchtlinge berichteten, dass mehrere Menschen an Hunger und Durst gestorben seien. Andere seien als "Menschenopfer" ins Wasser geworfen worden, weil sich die Mitglieder der Schlepperorganisation eine ruhige Überfahrt sichern wollten.

Die fünf Verhafteten hatten aus humanitären Gründen eine Aufenthaltsgenehmigung in Italien erhalten. Bei ihrer Festnahme befanden sie sich in italienischen Auffanglagern.

Bisher "tödlichstes Jahr"  für Bootsflüchtlinge

Seit Jahresbeginn sind nach einem Bericht der Parlamentarischen Versammlung des Europarats im Mittelmeer 1971 Bootsflüchtlinge ums Leben gekommen. Dies sei das bisher "tödlichste Jahr" für Flüchtlinge gewesen, die von Nordafrika nach Europa gelangen wollten, stellte die Berichterstatterin der Versammlung am Mittwoch fest. Der Mittelmeerraum sei in diesem Jahr wegen des Kriegs in Libyen zwar besonders überwacht worden. Dennoch sei nun dieser "traurige Rekord" festzustellen.

Die Parlamentarier-Versammlung fordert "klare Regeln" für den Umgang mit den Flüchtlingen, die oft mit ihren völlig überladenen Booten kentern oder während der Überfahrt an Hunger und Durst sterben. Zum Beispiel müsse geklärt werden, ob alle Schiffe - auch militärische Schiffe - an Rettungsmaßnahmen teilnehmen müssen.

Anlass für die Ermittlungen war der Tod von 63 Flüchtlingen aus Libyen, die im März starben - mutmaßlich, weil ihre Hilferufe ignoriert worden waren. Der Parlamentarischen Versammlung des in Straßburg ansässigen Europarats gehören 318 nationale Abgeordnete aus den 47 Mitgliedsstaaten an. Zu ihren Aufgaben gehört es, die Menschenrechtslage in den Europaratsländern zu beobachten.

(APA)

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