Japan: AKW Fukushima komplett unter Kontrolle

Fukushima Reaktor heruntergefahren
Fukushima Reaktor heruntergefahren(c) AP (David Guttenfelder)
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Die japanische Regierung hat den Cold Shutdown für alle Reaktoren des Atomkraftwerks verkündet. Umweltschützer glauben das nicht. Zudem gibt es Berichte, dass die Mafia Arbeiter ins AKW schickt.

Neun Monate nach der Katastrophe im Atomkraftwerk Fukushima hat die der japanische Premier Yoshihiko Noda die kontrollierte Abschaltung aller sechs Reaktoren verkündet. Die sechs beschädigten Reaktoren seien unter Kontrolle. "Auch bei unvorhersehbaren Zwischenfällen kann die Strahlung am Rande der Anlage jetzt auf einem niedrigen Niveau gehalten werden", so der Premier.

Die internationale Atomenergiebehörde IAEA hat die "bedeutsamen Fortschritte" Japans gelobt. Umweltschützer hingegen bezeichneten die Kaltabschaltung als "Irreführung der Bevölkerung". "Hier von Kaltabschaltung zu sprechen grenzt an eine bewusste Lüge", erklärte Reinhard Uhrig, Atomexperte von Global 2000. Die geschmolzenen Brennelemente hätten sich durch den Boden der Reaktordruckbehälter durchgebrannt und lägen nun als Klumpen auf dem Boden der Umhüllung. Dort wiesen sie weiter Temperaturen von schätzungsweise 3000 Grad auf. Von einem sicheren Zustand seien die Reaktoren noch weit entfernt.

Kaltabschaltung

Kaltabschaltung bezeichne bei Atomkraftwerken den Zustand des ausgeschalteten, heruntergefahrenen Reaktors. Dessen Brennelemente wurden durch die weitere Zufuhr von Kühlwasser über Monate so lange gekühlt, dass die Nachzerfallswärme von anfangs fünf Prozent der Reaktorleistung abgeführt wurde und die Brennelemente auch ohne weitere Kühlung das Wasser nicht über 100 Grad erhitzen würden.

In dem Atomkraftwerk Fukushima Daiichi war am 11. März 2011 durch das Erdbeben der Stärke 9,0 und den anschließenden Tsunami das Kühlsystem so schwer beschädigt worden, dass die Brennstäbe in den Reaktoren 1 bis 3 schmolzen. Um die Reaktorkammern zu kühlen, besprühte die Betreiberfirma Tepco sie mit Wasser. Später errichtete der Betreiber Tepco ein Zirkulationssystem, mit dessen Hilfe inzwischen eine stabile Kühlung der Reaktoren gewährleistet sei. Die Entsorgung der bei der Kühlung radioaktiv verseuchten Wassermengen ist eines der größten Probleme in dem Kraftwerk. Bei dem Unglück handelt es sich um den schwersten atomaren Zwischenfall seit Tschernobyl 1986.

Mafia in Aufräumarbeiten verwickelt?

Ein Journalist erhebt Vorwürfe, dass die Yakuza, die japanische Mafia, in die Aufräumarbeiten in Fukushima verwickelt sind. Die kriminellen Gruppen kümmerten sich darum, Arbeiter für die Aufräumarbeiten an den verstrahlten Reaktoren zu finden, sagte Tomohiko Suzuki, der über seine Recherchen in Fukushima ein Buch geschrieben hat. Demnach senden die Yakuza Schuldner als Arbeiter für die Reaktoren, damit diese so ihre Schulden beglichen.

Ein unabhängiges französisches Labor teilte mit, es habe bei Kontrollen im Staub aus Häusern im Umkreis von 200 Kilometern rund um Fukushima radioaktive Spuren entdeckt. Mit 20.000 Becquerel pro Kilogramm sei die Belastung im Distrikt Watari, 50 Kilometer vom Kraftwerk entfernt, am höchsten, teilte der französische Verband für die Kontrolle der Radioaktivität im Westen (Acro) mit. Zudem seien im Urin von Kindern aus der Präfektur Fukushima weiterhin Spuren von Radioaktivität nachweisbar.

(Ag.)

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